Page 10 - Festschrift-Aktuell
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umso herzzerreißender, als anfänglich sozusa-      schweig aufgenommen, sowie eine namhafte
           gen fast nur die Fidelitas der Berichterstattung   Anzahl neuer Mitglieder. Das war der Erfolg
           würdig erschien.                                   konsequenter Wandersitzungen, die schließlich
           Man verstand es auch, die Amtshandlungen  die Bundesverwaltung soweit brachten, dass sie
           den Zeitereignissen anzupassen, indem z. B.        die nachgesuchte Gründung gestattete. Die
           unterm 3. Mai 1912 die mit der „Titanic“ un-       Bannerweihe fand unter großer Prachtentfal-
           tergegangenen Musiker in der Sitzung in be-        tung statt und krönte die Opfer und hingebende
           sonderer Weise geehrt wurden. oder indem,  Arbeit der Gründer. Im Gegensatz zu Zürich,
           ähnlich wie an jener auf den 1. August fallen-     konnte die Bannerweihe gleichzeitig       mit der
           den Sitzung, diejenige vom 9. März 1909 vom  Sanktionierung stattfinden, unter Mitwirkung
           Präses Braun    anlässlich des ersten Balkan-      von 12 Sektionen, die der Einladung Folge ge-
           krieges gleich mit zwei Revolverschüssen er-       leistet hatten. Zürich selber rückte mit einer 30
           öffnet wurde. Solche  Dinge  brachten dann  Mann starken historischen Gruppe auf. Haupt-
           wieder etwas Leben  in die Bude, ebenso wenn  attraktionen waren aber der Bundespräsidenten
           der Präses, diese Respektspersonen par excel-      August Imken aus Hamburg, sowie die Mühl-
           lence, in der Fidelitas das Büttelamt übernahm  hauser Dragoner-Kapelle. Bei der Rückkehr der
           und  „glänzend bekleidete.“ So lösten sich ge-     Zürcher wurden sie von der Stadtmusik Ein-
           legentlich die Bande frommer Scheu. Nicht  tracht am Bahnhof abgeholt, und der Zug der
           weniger  belebten Wettbewerbe im Witze er-         Festteilnehmer, begleitet von fast allen in Basel
           zählen, wobei der saftigste prämiert wurde. In  beteiligt gewesen Joldjungen, Freunden und
           gelegentlichen Anwandlungen   von       Kassen-    Gaffern, begab sich in das „Krokodil“, dessen
           schonung (diese Momente waren allerdings           Lokalitäten für diesen Anlass reserviert waren.
           sehr selten) wurden auch etwa von hoch-            Tags darauf folgte noch  ein Bummel auf den
           herzigen Mitgliedern gespendete Objekte,  wie  Uetliberg, das Wahrzeichen Zürichs. Immerhin
           Torten, Gebrauchsgegenstände, Flaschenwei-         schloss der Anlass für Zürich mit einem Defizit
           ne, Zigarren etc. versteigert. Dagegen flog ein  von Fr. 150.--    ab, zu dessen Deckung dann die
           Teil dieses Geldes dann wieder in Belohnun-        Abhaltung eines Konzertes vorgeschlagen wur-
           gen glücklicher Ringkämp fer fort, die während  de. Was daraus wurde, steht in den Sternen.
           der Fidelitas zur Erheiterung  der Korona ihre     Sonst ist uns aus den vorhandenen Dokumenten
           Kräfte maßen und sich so nützlich  machten.        über Basel bis zur Auflösung der Sektion, die in
           Weshalb ihnen das kindliche Vergnügen nei-         einer späteren Periode, nach vielen Streitigkei-
           den? Die Propaganda auf die Anlässe: Stif-         ten erfolgte, nichts überliefert. Am 5. Februar
           tungsfest  und Kostümball, wurde intensiv be-      1909 erschien die erste Nachricht von der in ge-
           trieben. Reklamewagen durchzogen die Stadt,        meinsamer Arbeit von Zürich und Basel ange-
           Fackel   und    Lampion-Umzüge       schreckten  strebten Interims-Sektion Bern, die der Sektion
           nächtens die Gassen der Altstadt aus ihrer Ru-     Grüße schickte. Am 3. September gleichen Jah-
           he auf, wobei jeder zur aktiven Teilnahme ver-     res blieb denn auch in Zürich die Sitzung aus,
           pflichtet war.                                     weil alle Joldjungen zur Sanktionierung der
           Mittlerweilen war Zürich in Basel nicht un-        Sektion Bern gefahren waren. Die Berner müs-
           tätig geblieben, denn in den Tagen vom 3.- 5.  sen sich in der Zwischenzeit wacker gehalten
           Juni 1908, konnte nach oft erfolglos ausgeüb-      haben, denn zum 5. Stiftungsfest sind sie eben-
           ter Werbetätigkeit diese Sektion gegründet         falls in corpore  eingeritten, um uns ein schönes
           werden. Das Beharrungsvermögen, das Wider-         Trinkhorn zu überreichen, das in der abgehalte-
           streben allem Neuen gegenüber, bekanntlich  nen, feierlichen Sitzung  „öfters nachgefüllt
           hervorstechende  „Tugenden“ des Schweizers,        wurde.“ Die Zürcher haben aber auf anständige
           waren die Hauptursachen dieser langsamen  Revanche gesonnen, denn in der Sitzung vom 2.
           Entwicklung. Erst durch das Fest der Zürcher       August 1910 wurde die  „Berner-Reise“ bespro-
           Bannerweihe wurden auch in Basel  die Gemü-        chen, weil Zürich die Patenstelle bei der Berner
           ter aufgerüttelt, und der angehegte Wunsch, in  Bannerweihe übernommen hatte, weshalb die
           Basel eine Sektion zu gründen, fand endlich        Sitzung vom 2. September neuerdings ausfiel.
           seine Verwirklichung. Gründer waren die Jj.        Auf Sektionskosten wurde den Bernern eben-
           Brücken, Feldern Gebauer, Otto Hirzel, Schaaf  falls ein Trinkhorn und ein Banner-Nagel über-
           und Emil Ullmann, alle bereits in Braun-           reicht; desgleichen ging die Hin-    und Herreise
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