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Die Gründung der Sektion Zürich 1904

                                         (Chronik von 1904 bis 1929)



























                    s gehört zum Wesen des Menschen, sich      nungen auf die an demokratischere Formen ge-
                    zu gewissen Zeiten an Daten und Ereig-     wohnten Schweizer jedenfalls einen eigenartigen
                    nisse  anzuklammern,     dieselben  als    Eindruck. Dagegen werden sie die ihnen näher
          Marksteine seines Lebens zu betrachten, die ge-      liegenden Worte von Bundes-    und Freundestreue
          machten Erfahrungen zu analysieren und daraus        eher verstanden und der neuen Sache gewogener
          Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Solche heil-     gemacht haben. So ist es denn fast verwunder-
          same Einkehr wird in der Regel festlich began-       lich, dass  schon am 7. August 1904 alle Gäste es
          gen, wobei Wein und Reden in Strömen fließen,        wagten, sich als Mitglieder dem Verbande
          das Vergangene im Lichte jugendlicher Neophy-        Sicher wie Jold anzuschließen und, im Bunde mit
          lenbegeisterung verherrlicht erscheint und Vor-      den bereits in Zürich ansässigen Jj. Alberti, Ca-
          sätze gefasst werden. Der nüchterne Betrachter       rello und Vogel, die Sektion Zürich zu gründen.
          aber sieht sich die Dinge nach den brutalen Tat-     Es brauchte schon wirklich viel gereiste, an aller-
          sachen an. Manche Gottheit stürzt da vom hohen       hand gewöhnte Leute, um sich nun mit dem so
          Sockel. Durch den Lauf der Ereignisse sucht er       fremdartig anmutenden Namen „Sicher wie Jold“
          unentwegt die Spur, die nach dem wahren Ideal        abzufinden. Ist es aber seither in der Schweiz viel
          führt, und ist auch alles menschliche Tun eitel,     besser geworden ? Ab 19. August 1904 - 16. Ja-
          wie schon der Prophet schrieb, so liegt doch im      nuar 1905 amtete Jj. Martin Carello als 1. Präsi-
          Streben allein die  Erlösung, heißt es im „Faust.“   dent, und seine umsichtige Geschäftsführung
          Es war am  24. Juli 1904, als sich eine Anzahl in    brachte es zuwege, dass am 29. Dezember glei-
          Zürich gastierender, ausländischer Joldjungen  im    chen Jahres im    Europäischen Hof die Sanktio-
          ehemaligen Hotel  „Zum Europäischen Hof“ zu-         nierung vor sich gehen konnte, verbunden mit ei-
          sammenfanden, um eine der üblichen Wandersit-        ner weihevollen Christbaumfeier.
          zungen zu Propagandazwecken abzuhalten. Eini-        Von der Gründung im „Europäischen Hof“ ab,
          ge hiesige Artisten wurden dazu eingeladen. Die      war das Sitzungslokal jahrelang im „Schlauch“
          Joldjungen waren: Alberti, Carello, Hildebrand,      an der Münstergasse, und zwar trotz gelegentli-
          Kautz, Ramberty, Roselly und Vogel. Die Zür-         chem Wechsel des Saufbosses (Wirt).
          cher Gäste hießen: Jean Beckerelli, Emil Bloch,      Wohl gab es Anfeindungen. Das verschrieene
          Emil Braun, Josef Eisenbach, Louis Gierlich,         Völklein der Artisten sollte es dem sesshaften
          Karl Hinnen, Paul Huber, J. Jakober, Hans Pro-       Spießer gleichtun können ? Sollte im Zusammen-
          neth und Hans Schütt. Es mögen die Gäste wohl        schluss Stärke und Hilfe in der Not finden ?
          erst sonderbare Augen gemacht haben, als sie die     Doch je skeptischer die Thomasse, desto enger
          Zeremonien sahen und die den Neuling eigenartig      schlossen sich die Verbands-Proselyten aneinan-
          anmutenden Reden hörten. Auch machten die an         der und bewahrheiteten das Wort von der Freun-
          allen Brüsten prunkenden Orden und Auszeich-         destreue, wussten sie doch, dass sie weit besser
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