Page 8 - Festschrift-Aktuell
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umschriebenen Prinzipien, ausgewiesen durch die      lässe zu regelmäßig wiederkehrenden Erschei-
          vielen Wohlfahrtseinrichtungen, sich durchzu-        nungen, mit denen sich die Bevölkerung heute
          ringen.                                              längst als etwas für alle Zeiten Feststehendem
          Zu Propagandazwecken wurden häufig Wandersit-        abgefunden hat und denen es bei jeder Gelegen-
          zungen in verschiedenen Städten der Schweiz ver-     heit unverhohlen und in weitgehendem Maße sei-
          anstaltet, wo eine größere Anzahl von Artisten ihr   ne Sympathien bezeugt. So die alljährlich im No-
          Zelt aufgeschlagen. hatten. Auf diese Weise ent-     vember stattfindenden Stiftungsfeste, denen je
          standen die leider längst entlaubten Stämme, vom     nach den Zeitläufen mehr oder weniger Glanz
          Erdboden verschwundenen Sektionen in Basel und       verliehen werden konnte, so dass sogar im Proto-
          Bern, die trotz der fleißigen Bemutterung durch      koll über das 4. Stiftungsfest (1908) von 4000 die
          Zürich, infolge innerer Zerwürfnisse und chroni-     Stadthalle füllenden Personen die Rede ist. Wenn
          scher Unregelmäßigkeiten gewisser Vorstandsbe-       das nicht ein begeisterter Protokollführer war !
          amter, nach kurzer, trügerischer Blüte, in der Ver-  Schon damals gab es 500 Tombolagewinne, die
          senkung verschwanden. Das große Moment hatte         den Spendern zur hohen Ehre gereichen. Dann
          dort ein kleines Geschlecht gefunden.                wurde die alljährliche Weihnachtsbescherung
          „Sicher wie Jold“ konnte natürlich, so wenig wie     für Kinder eingeführt, zu deren Speisung das
          ein anderer Verein von dieser Größe und diesem       Ergebnis des Stiftungsfestes herhalten musste,
          Expansionsvermögen, auf die Dauer nicht ohne         abgesehen   von Spezialsammlungen, die von
          eine Fahne auskommen. Wer die Aufmerksam-            opferfreudigen Joldjungen und Joldschwestern
          keit der Öffentlichkeit in solchem Maße auf sich     durchgeführt wurden. Die Fastnacht brachte
          zieht muss bei Anlässen auch ein äußeres Kenn-       regelmäßig den von der ganzen Stadt ungedul-
          zeichen seines festen Bestandes besitzen. Nach       dig erwarteten Kostümball, der ebenfalls die
          vielen, nur unter Berücksichtigung der damali-       Hauptkasse zu speisen hatte. War denn die
          gen, ökonomisch schmalen Verhältnisse der Ar-        Stadthalle früher größer als jetzt, dass im fol-
          tisten und des geringen Geldwertes richtig zu er-    genden Jahr den Kostümball 2000 Personen
          fassenden persönlichen Opfern und oft sehr un-       besucht zu haben scheinen ? Ferner kam das
          dankbarer Arbeit bei Fernstehenden, brachten es      Sektions- und Fraktionskegeln mit gewöhnlich
          die Zürcher Joldjungen endlich fertig, am 14. No-    reich bedachtem Gabentisch, und dessen
          vember 1906 die Bannerweihe und gleichzeitig         Überschuss seinerseits der Sektionskasse zu-
          das zweite Stiftungsfest, abzuhalten, unter Per-     geführt wurde. Dass sich Sektion und Fraktio-
          sönlichen dabei sein des verehrten Bundes-           nen nach soviel neben der beruflichen Tätig-
          präsidenten August lmken von Hamburg. „Was           keit getaner Arbeit auch ausspannen wollten,
          rennt das Volk ? Was wälzt sich dort die langen      nach sauren Wochen auch frohe, intime Feste
          Gassen brausend fort ?“ Der kostümierte Festzug      feiern wollten, und sich Waldfeste, Picknicks,
          durch die Stadt war es, der dieses Aufsehen bei      Gartenfeste und Ausflüge leisteten, wird auch
          unserer Bevölkerung erregte, da in diesem Mo-        der neidgelbe Nörgeler und kannegießende
          mente die oben erwähnten Konkurrenzvereini-          Krähwinkler verstehen müssen.
          gungen bereits in  „Sicher wie Jold“ aufgegangen     In der Ära Brauns, d. h. am 8. Mai 1908, wurde,
          waren, und das Ganze nun einen imposanten An-        zum ersten Male protokollarisch festgenagelt,
          blick darbot. Die anschließende Festvorstellung      der Beitritt zur Verbands-Krankenkasse jedem
          mit dem damals noch nicht so alltäglichen Alp-       Joldjungen empfohlen. Ebenso wurde an die Er-
          aufzug, hinterließ starke Eindrücke bei den Zu-      ziehungsdirektion eine Eingabe gemacht, wo-
          schauern und half mit, die immer noch zwischen       nach es den Kindern untersagt sein solle, Kon-
          dem voreingenommenen Publikum und dem oft            zerte zu besuchen. Die Gründe  zu dieser gesun-
          verkannten, bescheidenen Artisten bestehende         den Anregung liegen auf der Hand. Geburtsta-
          Kluft auszufüllen. Es ist ein Akt der Gerechtig-     ge, Familienzuwachs und Namenstag gaben An-
          keit, wenn wir hier einflechten, dass uns der Ar-    lass zu Spenden für verschiedene Zwecke. Und
          tisten-Verein bei der Verschmelzung seine Fahne      während das von Jj. Karl Hummel am 8. Januar
          abtrat, die dann allerdings vollständig umgestickt   1909 beantragte Wohltätigkeitskonzert zuguns-
          werden musste.                                       ten der Erdbebenbeschädigten von Messina aus
          Außer diesem so zusagen ersten großen Anlass,        heute nicht mehr ersichtlichen Gründen nicht
          mit welchem  „Sicher wie Jold“ vor die Öffent-       stattfinden konnte, ergab eine Sammlung für ei-
          lichkeit trat, wurden nun sukzessive andere An-      nen schwer brandbeschädigten Joldjungen in
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