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des Variété Hirschen, einen geradezu vorbild- ne Beträge von 2 oder 4 Jodeln (10 resp. 20
lichen Präsidenten. Eines der hervorragendsten Rappen) einzutreiben! Die Gemütlichkeit nahm
Merkmale der neuen Ära war die Einführung gelegentlich drastische Formen an, so wenn an
einer straffen Disziplin in der Beobachtung der einer auf den 1. August fallenden Sitzung, die-
Satzungen und Wohlverhaltungsregeln. Unge- selbe mir einem Revolverschuss eröffnet und
bührliches Verhalten während der Sitzungen später auch geschlossen wurde. Freude war da
zog dem Fehlbaren oft Verweisung aus dem in Trojas Hallen. Jugend ist Trunkenheit ohne
Saale zu, nachdem ihm das Verbandsabzeichen Wein. Erlaubt war alles, was nicht verboten
abgenommen wurde. Ja, es genügte ein Antrag, war, und trank man auch etwas zuviel, so trank
um die Streichung eines solchen Mitgliedes zu man doch nie genug!
erlangen. Auch Interesselosigkeit, erkennbar Es ist ein Kennzeichen wenigstens von Jj. Emil
durch Schwänzen der Sitzungen, genügte zur Braun dass die Protokolle regelmäßig so began-
Streichung kurzerhand. Welche Mahnung an nen: „P ü n k t l i c h, w i e g e w o h n t, er
die heutige Generation die im weichen Bette öffnete Präses Braun die Sitzung“, auch wenn
liegen kann, das ihr die Vorfahren zubereitet! nur drei oder noch weniger Jj. anwesend wa-
Die geschäftlichen Zusammenkünfte standen ren. In dieser Pünktlichkeit lag das Merkmal
auch meist unter dem Zeichen konsequenter, jener Zeit. Sie trug nicht wenig dazu bei, einen
feuchtfröhlicher Gemütlichkeit. Diesen Glück- festen Kern treuer, alter Joldjungen zu schaf-
lichen von damals schlug keine Stunde. Fasst fen, die in späteren Jahren, als neue Ideen und
in jeder Sitzung ergoss sich über die Joldjun- Initiativen sich Bahn brachen, doch unentwegt
gen ein Ordensregen; ja es kam vor, dass so- zur Fahne standen und auch damals schon,
eben Aufgenommene, die dem Eindruck der wenn etwa die Jahresrechnung mit einem er-
feierlichen Aufnahme und des geleisteten Jold- heblichen Defizit abschloss, einfach Zeich-
jungeneides, im Kreise der neuen Freunde von nungslisten in der Versammlung zirkulieren
einem neuen Gefühl des Geborgenseins erfasst, ließen, mit einem Mindestbetrag von Fr. 10.--,
Runden auffahren ließen und dafür am Prä- wobei Widerstrebende gemaßregelt wurden.
sidium, sowie an den Tafeln der drei Fraktionen Wo ist sie, diese Zeit der ersten Liebe ?
gleich eine ganze Reihe von Orden aufgeheftet Materiell wurde so natürlich wenig pro-
bekamen, sehr zum Schaden des innern Wertes duziert, denn ursprünglich war der Zusam-
derselben. Traf es sich, dass an der betreffen- menschluss mehr der Geselligkeit wegen er-
den Sitzung nur ein halbes Dutzend Joldjungen folgt. Ganz nebenbei kamen die Fragen der
anwesend war, dann kam der Neuaufgenomme- gesellschaftlichen und wirtschaftlichen He-
ne wahrlich billig genug zu seinem Ordens- bung des Artistenverbandes. Immerhin zeig-
schmuck. Nur der Lump ist bescheiden! Dass ten sich schon damals Anzeichen von Nütz-
der Präsident, resp. Präside, die Verhandlungen lichkeitsbestrebungen, wenn auch im Embryo-
jeweils „mit einem kräftigen Kuhschluck“ er- nischen Zustande. So kam am 15. Mai 1907
öffnen musste, sei nur nebenbei erwähnt. Es ist die erste Anregung zu einem Preisschießen
vorgekommen, dass der aufgefahrenen Runden und Kegeln. Der eventuelle Überschuss sollte
so mächtig viele waren, dass die Sitzungsteil- für eine Reisekasse dienen, resp. für besonde-
nehmer noch während zwei Sitzungen nachher re Zwecke während der Reise. Was damit ge-
in gänzlicher Durstigkeit übergenug mit der meint war, steht nirgends geschrieben, lässt
Vertilgung des verfügbaren Stoffes zu tun hat- aber interessante Vermutungen zu. Auf jeden
ten. Das Bier, das nicht getrunken wird, hat sei- Fall galt das Ergebnis des guten Gedankens
nen Beruf verfehlt, so dachten sie sich. Ist es da vorläufig nur frivolen Zielen, Vergnügungen
verwunderlich, dass man auch de Institution der und Lebensgenüssen, die dem manchmal in
sogenannten Katersitzungen hatte ? Die Fide- glänzendem Elend lebenden Artisten ja so oft
litas wurde treu gepflegt; sie bot Gelegenheit zu abgehen. Viel später erst, unter neuer Leitung,
fleißigen und oft sehr reichen Spenden seitens kamen die edleren Ziele, zum Durchbruch. Wie
der Mitglieder und Gäste. Die Büttelkasse guter Wein seine Gärungsperiode durchzuma-
(Bussenkasse) in diesen Jahren wies manchmal chen hat, während welcher er der Umgebung
ganz erstaunliche Ziffern auf, im Gegensatz zu sich unangenehm bemerkbar macht, so musste
den 30 iger Jahre, wo selbst bei groben Verstö- auch der heutige „Sicher wie Jold“ seine tobende
ßen es dem Büttel oft Mühe genug kostet, klei- Jugendzeit auskosten, um zu den heutigen, klar