Page 19 - Festschrift-Aktuell
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Humoristen als Präsident! fassen hatte, denen immer in irgend einer Weise
Ebenso kam das Gartenfest vom Juli im Restau- entsprochen wurde. Dass dies schließlich ja auch
rant zur „Blauen Fahne“ wegen der Wortbrü- möglich war, zeigen andere Zahlen: Zürich konn-
chigkeit des damaligen Wirts Burkhard nicht zu- te es sich leisten, 1000.-- (!) Mark an die Kosten
stande. Auch seine Anregung, das Stiftungsfest in einer Ehrenkette für den Bundespräsidenten Lan-
der Tonhalle abzuhalten, musste fallen gelassen ge beizusteuern ; es brachte auch 1000.-- (!) Mark
werden. Die Wolken hingen doch zu hoch. Dage- für die Brandgeschädigten in Luisendorf bei Köln
gen, und weil doch alles im Großen gehen sollte, auf. Jj. Dammhofer spendete sogar aus eigenen
brachte das Preiskegeln vom August Fr. 5000.-- Mitteln 1000.-- (!) polnische Mark an die Reise-
(?!) Reingewinn! Auch das Weihnachtskonzert kosten der Delegierten. Liegt in diesen Zahlen
schloss mit Fr. 15,000.-- ( ?!) ab. (Inflation!) Die nicht blutiger Humor?
Generalversammlung vom 14. Januar 1921 be- Für Ordnung wurde gut gesorgt. Am 18. Novem-
schloss den Lokalwechsel ber 1921 wurde beschlossen, dass die Protokolle
in den „Johanniter“, wo in Zukunft ausführlicher geschrieben werden sol-
S. w. J, viele, viele lange len, kam es doch vor, dass sogar über grosse
Jahre sein warmes Heim Festsitzungen überhaupt nichts zu Papier ge-
hatte. bracht wurde! Dann wurde einer Joldschwester
In der gleichen Sitzung wegen eines Vergehens auf ein halbes Jahr der
kam dann Jj. Paul Huber Sitzungsbesuch untersagt. Auch wurde neuer-
ans Ruder, das er bis zum dings in Erinnerung gebracht und neu be-
26. Januar 1923 mit Ge- schlossen, dass nur Aktive und ausserordentliche
schick führte. Leider Passivmitglieder stimmberechtigt sein sollen.
zwang ihn dann sein Daneben trugen die obligaten Festanlässe je wei-
s c h w a n k e n d e r G e- len wieder nette Beträge ein, so dass die General-
sundheitszustand, allzu rasch für uns, abzutreten. versammlung vom 26. Januar 1923 einen Aktiv-
Doch konnte er den fröhlichen Umzug in das saldo der Sektionskasse von Fr. 2230.25 nach-
neue, festlich beflaggte Lokal (Johanniter), der wies. Dass im Gegensatz zu den deutlichen Be-
für zwei Wagen Mobiliar Fr. 150.-- kostete, an- stimmungen der gültigen internationalen Satzun-
ordnen, angeführt von einem Tambour, worauf gen, die Sektion künftig einen Sekretär, statt ei-
dann noch mit voran flatternder Fahne verschie- nen Schriftführer haben wollte, sei nur nebenbei
dene Joldjungen-Wirte besucht wurden. erwähnt.
An Sorgen fehlte es dem Präses Paul Huber auch Wiederum hatten wir die hohe Ehre eines Besu-
nicht. Für arbeitslose Artisten mussten Wohltä- ches unseres Bundespräsidenten Lange, begleitet
tigkeitskonzerte veranstaltet und für Ejj. Willi von Kassierer Stahl; aber
Herold Fr. 110.-- an die Spitalkosten beschaffen diese Festsitzung schien
werden. Im Oktober entstand eine lebhafte Dis- trotzdem keines Protokolls
kussion, weil Jj. Lehmann schwor, dass es Jold- würdig zu sein.
jungen gebe, die behaupten, die Sektion Zürich In obenerwähnter General-
habe während des Krieges eine Beschwerde an versammlung vom 26. Ja-
den Stadtrat gerichtet, um das Auftreten auswärts nuar 1923 nahm dann an-
wohnender Artisten in Zürich verbieten zu las- stelle des zurücktretenden
sen. Doch konnte mit Leichtigkeit nachgewiesen Jj. Huber, welcher zum Eh-
werden, dass im Gegenteil die Sektion Zürich ei- renpräsident ernannt wur-
nen Rechtsanwalt mit dem Schutze der auswärti- de, der streb und betriebsa-
gen Artisten, allerdings ohne Erfolg, betraut hat- me Jj. Fritz Lehmann die
te. Für den immer noch kranken Jj. Herold veran- Zügel in die Hand.
staltete man im Dezember 1921 im „Harnisch“ Die erste bemerkenswerte Amtshandlung von
ein Konzert, das, inklusive einige splendide Präses Lehmann war die Veranstaltung einer
Spenden und eine Sammelliste einen erkleckli- Sammlung für die notleidenden Artisten im be-
chen Reingewinn zugunsten des Bedrängten ab- setzten Gebiet, die Fr. 166.-- abwarf. Der Sektion
warf. Dazu kam, dass in dieser schweren Inflati- Stuttgart wurden im Juni vorläufig Fr. 100.-- ge-
onszeit jede Sitzung sich mit dringenden Bittge- schickt, als Beitrag an die 3000.--Mark Defizit
suchen aus dem notleidenden Deutschland zu be- des Delegiertentages. Man konnte das ja auch,