Page 243 - Der widerlegte Darwinismus
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Molekularbiologie und Ursprung des Lebens


                  der DNS verbessern. Catch-22 (Jargon: Teufelskreis) meinen Maynard Smith
                  und Szathmary. Weitere Überlegungen zur RNS mit ihren heute bekannten
                  Eigenschaften, sowohl Information zu tragen als auch enzymatisch aktiv zu
                  sein, führen die Autoren zu der Feststellung: "Im Wesentlichen brauchten
                  die ersten RNS Moleküle keine Protein-Polymerase um sich zu replizieren,
                  sie replizierten sich selbst." Ist das Tatsache oder Hoffnung? Ich hätte es für
                  relevant gehalten, Biologen generell darauf hinzuweisen, dass  unter den
                  Quadrillionen künstlich synthetisierten Zufalls-RNA-Sequenzen nicht
                  eine einzige selbst replizierende gewesen ist. 277
                  Leslie Orgel benutzt den Ausdruck "Szenario" für die Möglichkeit
             der "Entstehung von Leben anhand der Theorie der RNS-Welt". In seinem
             Artikel "The Origin of Life" (Der Ursprung des Lebens), erschienen im
             Scientific American vom Oktober 1994, beschreibt er, welche Eigenschaften
             diese RNS gehabt haben müsste und deren Unmöglichkeit des
             Auftretens:

                  Dieses Szenario könnte so abgelaufen sein, wenn die präbiotische RNS zwei
                  Eigenschaften gehabt hätte, die jedoch heute nicht nachgewiesen werden
                  können: Replikationsfähigkeit ohne auf Proteine angewiesen zu sein und
                  die Fähigkeit, jeden einzelnen Schritt der Proteinsynthese selbst zu kataly-
                  sieren. 278

                  Wie nun klar sein sollte, widerspricht die Erwartung, diese beiden
             extrem komplexen und wesentlichen Prozesse könnten von einem
             Molekül wie der RNS geleistet worden sein, jedem wissenschaftlichen
             Denken. Auf der anderen Seite machen konkrete wissenschaftliche Fakten
             deutlich, dass die RNS-Welt Hypothese, das neu vorgeschlagene Modell,
             das die zufällige Entstehung des Lebens erklären soll, ein ebenso unplau-
             sibles Märchen ist. John Horgan berichtet in seinem Buch  The End of
             Science  (Das Ende der Wissenschaft), dass Stanley Miller seine eigenen
             Theorien über den Ursprung des Lebens nachträglich als ziemlich bedeu-
             tungslos ansah:
                  Tatsächlich sagte Miller mir 40 Jahre nach seinem Originalexperiment, dass
                  die Lösung des Rätsels vom Ursprung des Lebens schwieriger sei, als er
                  oder irgend jemand sonst es sich habe vorstellen können... Miller schien
                  unbeeindruckt von allen aktuellen Vorschlägen über den Ursprung des
                  Lebens, die er als "Unsinn" oder "Papierchemie" bezeichnete. Seine Haltung
                  gegenüber einigen dieser Hypothesen war so verachtend, dass er, als ich ihn
                  nach seiner Meinung darüber fragte, nur den Kopf schüttelte, tief seufzte


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