Page 102 - Das Wunder des Auges
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ADNAN OKTAR
Wenn wir aber ein Objekt in einer gewissen Entfernung erfassen wol-
len, müssen wir keine Messungen oder optischen Berechnungen durchfüh-
ren. Um zu sehen, müssen wir lediglich schauen. Alles Andere wird für
uns automatisch vom Auge und dem Gehirn vorgenommen. Und noch
mehr: Es findet in einem Bruchteil einer Sekunde statt.
Anpassung des Lichts
Fotografien, die während des Tages geschossen werden, gelingen üb-
licherweise. Wenn ein Foto mit demselben Film und derselben Kamera in
der Nacht geschossen wird, kommt es sehr dunkel heraus. Wenn wir aber
unsere Augenlider für einen Bruchteil einer Sekunde öffnen, können wir
immer noch die Sterne sehen. Der Grund dafür liegt darin, dass sich das
Auge an unterschiedliche Helligkeitsstufen anpassen kann, dank der
Muskeln um die Pupille herum. Unter dunklen Verhältnissen dehnt sich
die Pupille aus, um mehr Licht einzulassen. Analog dazu zieht sich die
Pupille in hellen Umgebungen zusammen, damit weniger Licht in das
Auge eingelassen wird. Auf diese Weise wird das Sehen so klar wie mög-
lich, sowohl in der Nacht, als auch am Tag.
Die Öffnung des Fensters zu einer Welt von Farben
Das menschliche Auge fotografiert seine Bilder sowohl in schwarz-
weiß, als auch in Farbe. Diese Bilder werden dann vom Gehirn zu den
Ansichten synthetisiert, die wir sehen. Wenn wir zum Beispiel ein be-
stimmtes Objekt ansehen, sind es unsere Stäbchenzellen, die seine Gestalt
bestimmen. Diese Zellen produzieren allerdings nur Bilder in Grautönen;
so ist eine weitere Gruppe Zellen nötig, die Zapfen, die die Farbe bestim-
men. Das endgültige Resultat, die kombinierte Bemühung beider Typen
von Zellen, stellt unser Fenster zur Außenwelt her.
Überlegene Technologie
Wir haben das Auge mit der Kamera lediglich in Analogie verglichen,
um unser Verständnis zu unterstützen. Wann immer eine Kamera neben
das Auge gestellt wird, ist es klar, welche das primitivere Design besitzt.
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