Page 107 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya
weniger intelligent. Das war nicht allzu weit entfernt von entsprechenden unwissenschaftlichen Behauptungen
Darwins:
“In dem Maß, wie sich die intellektuellen Fähigkeiten allmählich entwickelten, musste das Gehirnvolumen
zwangsläufig größer werden ... Die Relation, in der das menschliche Gehirnvolumen zur menschlichen
Körpergröße steht, ist - im Vergleich mit ähnlichen Proportionen bei Gorillas und Orang-Utans - sehr eng
verknüpft mit einer höheren menschlichen Intelligenz. ... Dass es beim Menschen eine enge Verbindung zwischen
Gehirnvolumen und Intelligenzentwicklung gibt, kann sich auch stützen auf den Vergleich von Schädelgrößen
wilder und zivilisierter Rassen, frühgeschichtlicher und moderner Menschen und bei allen Wirbeltieren.“ 149
Darwin war der Meinung, dass die Vermessung von Schädel- bzw. Gehirnvolumina (unter den primitiven
Forschungsbedingungen der damaligen Zeit!) Belegdaten für seine Evolutionstheorie liefern würde. Aber in
Wirklichkeit stellte sich heraus, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Theorie zuwider liefen. Aus den
Schädelvermessungen und der Feststellung von Gehirnvolumina ergaben sich keine Anhaltspunkte für die
Evolutionstheorie. Heutzutage steht fest, dass solche Messungen keinen wissenschaftlichen Sinn haben.
Einer der Wissenschaftler, der glaubte, die Unterlegenheit von Frauen gegenüber Männern durch
Kraniometrie (die Methode der Schädelvermessung) nachweisen zu können, war Paul Broca, der als einer der
Begründer der physischen Anthropologie gilt und der als einer der ersten den Schädelvermessungen hohen wis-
senschaftlichen Wert zumaß. 150 Auf Grundlage seiner “Forschungsergebnisse“ entwickelte er folgende Logik:
“Allgemein gesprochen, ist das Gehirn bei Erwachsenen größer als bei alten Menschen, bei Männern größer als bei
Frauen, bei Begabten größer als bei Durchschnittsmenschen, bei höheren Rassen größer als bei niederen ... Bei an-
sonsten gleichen Bedingungen besteht eine bemerkenswerte Relation zwischen Gehirnvolumen und
Intelligenzgrad.“ 151
Broca interessierten in erster Linie die Schädeldifferenzen zwischen Männern und Frauen. Er ließ sich von
seinen Schädelvermessungen zu der These hinreißen, dass Frauen im Vergleich mit Männern intellektuell unter-
entwickelt seien. 152 Darüberhinaus behauptete Broca, dass sich der Unterschied hinsichtlich der Gehirngröße
zwischen Mann und Frau ständig vergrößere. Da ihm durchaus bewusst war, keinerlei wissenschaftliche Beweise
für diese These zu haben, behauptete er, dieser zunehmende Unterschied sei “ein Ergebnis unterschiedlich
starken evolutionären Drucks auf dominante Männer und zur Passivität verurteilte Frauen“. 153
Heute geben sogar Evolutionisten zu, dass Brocas “Einsichten“ wissenschaftlich wertlos waren. Von Gould
stammt folgender Kommentar dazu:
“Brocas vermeintliche Tatsachen wurden nur selektiv ausgewertet und dann unwillentlich manipuliert, um sie in
Übereinstimmung mit gewissen Vorurteilen zu bringen.“ 154
Anders ausgedrückt: Broca hat unbewusst seine Daten voreingenommen interpretiert, um sie mit der
Evolutionstheorie vereinbaren zu können.
Ein weiterer Evolutionist, der Schädelvermessungen vornahm und Frauen a priori für unterlegen hielt, war
Gustave Le Bon, einer der Begründer der Sozialpsychologie. Le Bon sagt:
“Innerhalb der intelligentesten Rassen ... gibt es eine große Zahl von Frauen, deren Gehirnvolumen eher dem von
Gorillas ähnelt als dem von entwickelten männlichen Gehirnen. Diese Unterlegenheit ist so offensichtlich, dass
man sie auch nicht eine Sekunde lang bestreiten kann. Lediglich der Grad des Unterschiedes ist diskussion-
swürdig ... Ohne Zweifel stellen Frauen die unterste Stufe der menschlichen Evolution dar und ... liegen näher an
Kindern und Wilden als ein männlicher, zivilisierter Erwachsener. Sie zeichnen sich aus durch Launenhaftigkeit,
Unbeständigkeit, Geistesabwesenheit und mangelnder Logik, überhaupt Mangel an Vernunft.
Zugegebenermaßen gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel ... aber sie sind so selten wie ein Monster, zum
Beispiel ein doppelköpfiger Gorilla. So gesehen, können wir dies vollständig vernachlässigen.“ 155
Wie mit fast all ihren Thesen, lagen und liegen die Darwinisten auch mit ihren Thesen zur Frauenfrage völlig
daneben. Im Gegensatz zu den Auffassungen der Darwinisten, bedeutet die Tatsache, dass Frauen zärtlich,
mitleidsfähig und zu überlegtem Handeln befähigt sind, keineswegs, dass sie deswegen intellektuell unteren-
twickelt wären. Darwinisten sind quasi darauf programmiert, Menschen als eine höhere Tierart zu begreifen.
Deshalb erscheinen ihnen spezifisch weibliche Merkmale als unterentwickelt, obwohl sie in Wirklichkeit ganz
wesentlich das ausmachen, was man Humanität nennt. Und genau darin wurzeln auch zum Beispiel Kunst,
Literatur und Technik - auch wenn das nicht in das Weltbild der Evolutionisten passt.
Adnan Oktar 105