Page 104 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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EINE THEORIE, DIE FRAUEN HERABSETZT
ie Unterstützung, die Rassismus, Faschismus, Imperialismus und Kommunismus durch den
Sozialdarwinismus genossen, ist ein Thema, zu dem viel geschrieben worden ist. Weniger bekannt ist die
D Tatsache, dass die meisten Darwinisten, Darwin selbst eingeschlossen, davon überzeugt waren, dass
Frauen den Männern biologisch und geistig unterlegen seien. Diesen Geschlechterunterschied hielten sie für derart
gravierend, dass manche Evolutionisten Männer und Frauen in zwei unterschiedliche Spezies unterteilten: Homo
frontalis (Männer) und Homo parietalis (Frauen). 137
Darwin selbst beschrieb Frauen als “unterlegene“ Spezies, weil er auch hier von der Wirksamkeit der natürlichen
Selektion ausging. In einer solchermaßen verzerrten Weltsicht scheinen Männer besser geeignet zu sein für den Krieg,
eine Frau zu finden und dadurch nahrungs- und kleidungsmäßig versorgt zu sein. Frauen hingegen ist der Zugang
zu den männlichen Tätigkeiten verwehrt. Weiter nach Darwin: Die natürliche Selektion wirkt daher auf Männer
stärker ein, mit dem Ergebnis, dass diese in allen Bereichen überlegen sind und sich weiter entwickeln als Frauen. Wie
wir im Folgenden zeigen werden, hat Darwin diese fragwürdigen Schlussfolgerungen ohne Berücksichtigung
archäologischer Funde gezogen. Er hat sich lediglich auf seine evolutionistischen Vorurteile gestützt.
Darwins Blick auf die natürliche Selektion musste ihn zwangsläufig zur Diskriminierung der Frauen führen.
Die Professorin für Geschichte und Wissenschaftsphilosophie, Evelleen Richards, kommt zu dem Ergebnis, dass
Darwins Verständnis der weiblichen Natur nahezu perfekt in seine Evolutionstheorie passt und dadurch “mehreren
Generationen des sogenannten wissenschaftlichen Sexismus Argumente geliefert hat“. 138 Die evolutionistische
Autorin Elaine Morgan stellt fest, dass Darwin durch seine Einbeziehung von Biologie und Ethnologie in seine
Evolutionstheorie Männer in aller Welt dahingehend beeinflusst hat, zu denken “Frauen sind offensichtlich unter-
legen und zur Unterordnung bestimmt“. 139
Wie der evolutionistische Wissenschaftler John R. Durant feststellt, ergeben sich aus der Evolutionstheorie
zwangsläufig zwei Konsequenzen: Rassismus und Diskriminierung der Frau:
Darwin errichtete sein Gedankengebäude auf einer wohlüberlegten Mischung von zoologischen und anthropologis-
chen Argumenten. Wilde, denen ein kleineres Gehirn und stärker ausgebildete Greiforgane als bei höher entwickel-
ten Menschen zugeordnet wurden, und von denen es hieß, sie seien mehr instinkt- als vernunftgeleitet ... wurden in
eine angebliche Übergangsphase zwischen Menschenaffen und Menschen eingeordnet. Darwin ordnete auch Kinder,
erbbedingte Geisteskranke und Frauen hier ein. Die bei Frauen stärker als beim Mann ausgeprägten Fähigkeiten der
Intuition, der raschen Wahrnehmung und Nachahmung wurden kurzerhand umdefiniert zu “Merkmalen der
niederen Rassen, zu einem Indiz für einen früheren, niedrigeren Zivilisationsgrad“. 140
Den von Durant aufgezeigten Denkfehler Darwins kann man in Die Abstammung des Menschen unschwer finden:
“Es ist allgemein akzeptiert, dass Frauen über die Fähigkeit der Intuition, schneller Wahrnehmung und vielleicht der
Nachahmung verfügen, und zwar in wesentlich stärkerem Maß als Männer. Aber letztendlich stammen diese Fähigkeiten
aus niedrigeren Rassen und sind somit einer vergangenen und niedrigeren Zivilisationsstufe zuzuordnen.“ 141
Wenn man Darwins Auffassung über Frauen und Ehe betrachtet, wird schnell klar, dass er Frauen für Menschen
zweiter Klasse hielt. Diese unwissenschaftliche Auffassung wurzelte ebenfalls in seiner Evolutionstheorie. Im fol-
genden Zitat begründet er, warum er die Ehe für sinnvoll hält:
102 DER DARWINISMUS ALS SOZIALE WAFFE