Page 83 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya
Ein Foto von 1914
aus einer Eugenik-
Trainingsklasse.
Darwins Vermächtnis an seinen Vetter Galton: Eugenik
Die theoretischen Grundlagen der Eugenik wurden von Malthus und Darwin gelegt. Der Aufsatz von
Malthus, für Darwin der Quell der Inspiration, enthielt bereits die Grundideen, aus denen später die Eugenik her-
vorging. Malthus behauptete, Menschen könnten sich nach den gleichen Methoden vermehren, die in der
Tierzucht angewendet werden:
“Es scheint jedoch nicht ausgeschlossen zu sein, dass bei einiger Achtsamkeit bestimmte in der Tierzucht ange-
wandte Methoden auch auf Menschen anwendbar sein könnten. Ob dies bei der Übertragung des
Denkvermögens möglich ist, mag zweifelhaft sein. Aber Größe, Stärke, Schönheit, Aussehen und eventuell sogar
Langlebigkeit sind gewiss in bestimmten Maßen übertragbar.“ 104
Aus dieser und vielen anderen Textstellen bei Malthus geht zweifelsfrei hervor, dass er menschliche Wesen
nur als höhere Tiere verstand. Genau das war der Grundgedanke, den Darwin aufgriff und aus dem er seine
Thesen entwickelte, die wiederum zur Voraussetzung der Eugenik wurden. In seinem Buch Die Abstammung des
Menschen drückte er seine Besorgnis darüber aus, dass infolge bestimmter sozialer Praktiken die Schwachen nicht
ausgesondert würden und dadurch eine rückwärts gewandte biologische Entwicklung eintreten könne. Laut
Darwin werden in der Natur die mängelbehafteten Exemplare einer Gattung mehr oder weniger schnell ausge-
merzt. Deshalb sei es ein schwerer Fehler, mangelhaft ausgestattete menschliche Individuen in einer zivilisierten
Gesellschaft durch Fürsorge und Medikamente am Leben zu erhalten. Man solle besser dem Beispiel von
Tierzüchtern folgen und durch künstliche Selektion auch in menschlichen Gesellschaften die Schwachen und
Kranken eliminieren:
Niemand, der weiß, wie Tiere gezüchtet werden, wird bezweifeln, dass solche Methoden, auf Menschen ange-
wandt, menschenverachtend sind. Es ist überraschend, wie schnell ein Mangel an Fürsorge oder falsch ange-
wandter Fürsorge bei der Tierzucht zu Degeneration führt. Doch mit Ausnahme des Menschen selbst dürfte wohl
kaum jemand so ignorant sein, seinem schlimmsten Feind im Tierreich die Fortpflanzung zu erlauben. 105
Bei den Wilden werden die körperlich und geistig Schwachen schnell ausgesondert, während die überlebenden
Exemplare normalerweise bei guter Gesundheit bleiben. Andererseits unternehmen wir zivilisierten Menschen
alles Mögliche, um den Prozess der Eliminierung zu steuern: Wir bauen Pflegeheime für Behinderte, Krüppel und
Kranke. Wie erlassen Armenschutzgesetze, und unsere Ärzte geben bis zuletzt ihr Bestes, um Menschenleben zu
retten - mit dem Ergebnis, dass die Schwachen innerhalb der Gesellschaft sich fortpflanzen können 106
Diese Aussagen wurden zur ideologischen Grundlage für Rassismus, Eugenik und Militarismus und verur-
sachten schließlich grauenhafte menschliche Katastrophen. Gegen Ende seines Buches Die Abstammung des
Menschen hin stellt Darwin noch eine Reihe weiterer unwissenschaftlicher Thesen auf, wie zum Beispiel, dass der
Kampf ums Überleben die Humanität befördere, dass die Begabteren in diesem Kampf erfolgreicher seien als die
Adnan Oktar 81