Page 90 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Sozialdarwinist, der die Rassenhygiene in Deutschland begründete, gab öffentlich bekannt, dass er Schallmeyers
barbarische Ideen vorbehaltlos unterstütze. Er selbst schlug sogar vor, in Kriegszeiten rassisch minderwertige
Soldaten in die vorderste Frontlinie zu stellen, um so die rassisch reinen Soldaten zu schonen. Dadurch würde eine
Schwächung des rassisch reinen Teils des “Volksganzen“ verhindert. Er ging sogar noch weiter, indem er vorschlug,
bei jeder Geburt sollten Ärzte begutachten, ob das Neugeborene “geeignet“ genug sei, um zu überleben. Ansonsten
solle es getötet werden. 122
Derart grauenvolle Vorschläge waren nur die ersten Schritte der Eugenik in Deutschland, noch ehe die Nazis an
die Macht kamen. Am 14. Juli 1933, vier Monate nach den Reichstagswahlen, die die Nazis an die Macht spülten, be-
gann der Siegeszug der Eugenik und der Bewegung der "geistigen Hygiene“ in Deutschland. Bis zu diesem Tag war
die Zwangssterilisation gesetzlich noch verboten, wenngleich illegal häufig praktiziert. An diesem Tag jedoch
wurde sie offiziell erlaubt durch das Gesetz zur Vermeidung von Erbkrankheiten in der Nachkommenschaft, kurz
Sterilisationsgesetz genannt. Architekt dieses Gesetzeswerks war Ernst Rüdin, Professor für Psychiatrie an der
Universität München und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts. Kurz nach Verabschiedung des Gesetzes veröf-
fentlichte Rüdin, zusammen mit Nazijuristen und Experten dazu auch einen Gesetzeskommentar. Dessen
Kernaussage war, die Nation von “rassisch unreinen und unerwünschten Elementen“ zu säubern, um dem Ideal des
rassisch reinen Ariers näher zu kommen.
Hilflose und schutzbedürftige Menschen einer so unmenschlichen Praxis wie der Eugenik zu unterwerfen, kann
nur jenen einfallen, die den Täuschungen des Sozialdarwinismus verfallen sind. Denn all diesen Menschen muss
wegen ihrer Schwäche und Krankheit geholfen werden. Die Nazis jedoch behandelten sie, wie es ihnen passte und
richteten Gräuel unter ihnen an, solange sie an der Macht waren.
Gemäß dem schrecklichen Gesetz, das seit diesem Tag in Nazideutschland Geltung hatte, konnte eine
Sterilisation auch gegen den Willen des Betroffenen durchgeführt werden. Ein niedergelassener Arzt durfte, notfalls
mit Polizeigewalt, ganz legal eine Sterilisation vornehmen. In seinem Buch Into the Darkness: Nazi Germany Today hat
der nazifreundliche Amerikaner Lothrop Stoddard seine Eindrücke von der angewandten Eugenik während seiner
Deutschlandreise wiedergegeben. Ein Beamter der Tuberkulose-Abteilung des staatlichen Gesundheitsamtes sagte
Stoddard Folgendes:
“Welche Behandlung ein Tuberkulose-Patient erfährt, hängt teilweise von seinem sozialen Wert ab. Wenn er ein
wertvoller Staatsbürger und heilbar ist, wird nicht an den Kosten gespart. Falls er erwiesenermaßen unheilbar ist ...
wird nichts mehr unternommen, um sein Leben zu verlängern, weil das sowohl nicht in seinem eigenen wie auch
nicht im Interesse der Gesellschaft liegt. Deutschland kann nur eine bestimmte Anzahl von Menschen innerhalb
eines bestimmten Zeitraums ernähren. Wir Nationalsozialisten sind verpflichtet, nur Individuen mit sozialem und
biologischem Wert zu fördern.“ 123
Gemäß den moralischen Werten des Islam hingegen haben alle Menschen Anspruch auf ärztliche Fürsorge.
Menschen dem Tod zu überlassen, weil sie nicht wohlhabend genug sind oder krank sind, ist nichts anderes als
Mord, und wenn dies planmäßig und systematisch geschieht, ist es Massenmord.
Der Anwendungsbereich des Nazi-
Sterilisationsgesetzes wurde systematisch aus-
geweitet. Am 24. November 1933 wurde
proklamiert, dass “gewohnheitsmäßige
Verletzer der öffentlichen Moral“ zwangsster-
ilisiert werden müssten. In den folgenden
Beispiele von eugenische Studien des Kaiser Wilhelm
Institutes.
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