Page 80 - Untergegangene Völker
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78 UNTERGEGANGENE VÖLKER
Nach unzähligen Legenden befindet sich das Grab des Propheten Hud,
der dem Volk von `Ad entsandt wurde, in Hadramaut.
Ein anderer Punkt, der die Annahme bestärkt, dass die Hadramiten
von dem Volke `Ad abstammen, ist ihr Reichtum. Die Griechen bezeich-
neten die Hadramiten als das reichste Volk der Welt. Geschichtliche
Quellen berichten darüber, dass die Hadramiten in der Züchtung des
Weihrauchs (Frankincense), äußerst fortgeschritten waren. Sie fanden
neue Anwendungsgebiete für die Pflanze und sorgten somit für großen
Umsatz. Die Weihrauch-Produktion der Hadramiten war wesentlich
höher als die von heute.
In Sabwah, der Hauptstadt der Hadramiten, wurden bei
Ausgrabungen höchstinteressante Funde entdeckt. Bei den 1975 begon-
nenen Grabungen hatten die Archäologen wegen dichter Sandhügel
große Schwierigkeiten, an die Ruinen der Stadt heranzukommen. Die
Ergebnisse der Ausgrabungen waren sensationell: Eine der herrlichsten
Stadtruinen wurde hier entdeckt. Die Zitadellenmauer, die die ganze
Stadt umfasste, war die stärkste, die man bisher im Jemen entdeckte.
Auch wenn das Schloss des Königsreichs jetzt nur noch aus Ruinen
besteht, erkennt man noch die einstige Pracht.
Die Hadramiten haben anscheinend ihre Begabung für die
Architektur von ihren Vorfahren, dem Volk von `Ad geerbt. Als der
Prophet Hud das Volk von `Ad warnen wollte, sprach er sie folgender-
maßen an:
Baut ihr euch aus Frivolität auf jedem Hügel ein Denkmal. Und
errichtet Prachtbauten, als wolltet ihr unsterblich werden? (Sure asch-
Schu'ara': 128-129)
Eine weitere auffallende Eigenschaft bei den Gebäuden in Sabwah
sind die pompösen Säulen. In vielen Städten des Jemens wurden die
Säulen quadratisch, monolithisch gebaut. Die Säulen, die in Sabwah ent-
deckt wurden, wiesen mit den Säulen in den anderen Städten des
Gebietes keine Ähnlichkeit auf; sie waren rund und wurden kreisförmig
aufgestellt. Scheinbar hatten die Bewohner von Sabwah den architektoni-