Page 46 - Das Wunder der Ameise
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der Natur existiere, sei der Kampf ums Überleben, und der daraus
entstehende Konflikt. Doch die Eigenschaften, die Ameisen und vie-
le andere Tierarten aufweisen, widerlegen dies und zeigen die
Realität des Opferwillens.
Die Evolutionstheorie ist tatsächlich nichts anderes als ein
Versuch derer, die ihren eigenen Egoismus legalisieren möchten,
diesen Egoismus der gesamten Natur zuzuschreiben.
Die Rolle der Berührung bei der chemischen
Kommunikation
Die Kommunikation der Ameisen durch gegenseitiges Berühren
ihrer Fühler beweist, dass hier buchstäblich eine "Antennensprache"
in Gebrauch ist.
Die Fühlersignale, die durch Berührung hervorgerufen werden,
werden für verschiedene Zwecke wie Beginn der Hauptmahlzeit,
Einladungen und soziale Treffen, bei denen Nestkameraden sich
kennen lernen, genutzt. Bei einer Spezies von Ameisen, die in Afrika
lebt, berühren sich die Arbeiterinnen, wenn sie sich treffen, mit
ihren Fühlern. Hier bedeutet "Fühlerschütteln" Begrüßung und eine
Einladung zum Nest.
Dieses Einladungsverhalten ist noch auffallender bei einer ande-
ren Ameisenspezies, der Hypoponera. Wenn sich zwei von ihnen
begegnen, neigt die einladende Ameise ihren Kopf um 90 Grad seit-
wärts und berührt mit ihren Fühlern die obere und untere Kopfseite
ihres Nestkameraden. Häufig reagiert die eingeladene Ameise mit
ähnlichem Verhalten. 14
Wenn die Ameisen die Körper ihrer Nestkameraden berühren,
geschieht dies nicht, um ihnen Informationen zu geben, sondern um
selbst Informationen zu erhalten, indem sie die Chemikalien erken-
nen, die die betasteten Artgenossen absondern. Eine Ameise berührt
den Körper ihres Nestkameraden sehr leicht und schnell. Indem sie
sich ihm nähert, bringt sie die chemischen Signale so nahe wie mög-
lich an ihn heran. Infolgedessen kann er die Geruchspur ermitteln,
ihr folgen und die Nahrungsquelle finden.
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