Page 510 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Ueberzeugung auf, daß jener Sicilier ein Talent besessen haben müsse,
                das fast über die Gränzen der menschlichen Geisteskraft hinausreichte.
                Gallus sagte nämlich, jene andere massive und volle Sphäre sey eine alte

                Erfindung, und es sey eine solche zuerst von Thales von Milet verfertigt
                worden: später seyen auf dieselbe, sagte er, vom Eudoxus aus Gnidus, S.
                von ihm Cic. von der Weiss. II, 42. Er war, nach Strabo 17. S. 1159, mit
                dem Plato dreizehn Jahre in Aegypten, und lernte dort besonders die
                Astronomie, wodurch er dann die Jahresberechnung der Griechen
                verbesserte. einem Schüler des Plato, die am Himmel schwebenden
                [eigentlich hangenden] Gestirne verzeichnet worden, dessen ganze

                Pracht und Gruppirung nach dem Vorgange des Eudoxus viele Jahre
                später Aratus nicht mit astronomischer Kenntniß, sondern politischer
                Gewandtheit in einem Dichtwerke geschildert habe. Diese [andere] Form
                einer Sphäre, woran die Bewegungen der Sonne und des Mondes zu
                sehen wären, nebst denen der fünf Sterne, die man Irrsterne oder
                gleichsam schweifende nenne, habe sich an jener massiven Sphäre nicht

                anbringen lassen; und in diesem Puncte sey die Erfindung des
                Archimedes so bewundernswürdig, weil er das Mittel ausgesonnen habe,
                wie eine und dieselbe Umdrehung bei so ganz ungleichen Bewegungen,
                die so verschiedenartigen und mannigfaltigen Bahnen halten und
                nachweisen könne. Vergl. Cicero Tusc. I, 25. Wie Gallus diese Sphäre in
                Bewegung setzte, fand sich, daß an jenen Metallreifen der Mond nach
                eben so viel Umdrehungen, als Tagen am [wirklichen] Himmel, der

                Sonne nachkam; dem zufolge dann sich auf der Sphäre gleichfalls
                Sonnenfinsternisse zeigten, und auch der Mond in den Schattenkegel zu
                stehen kam, den die Erde warf, wenn die Sonne in gerader Linie * * *
                Zur Ergänzung: »mit der Erde und dem Monde zu stehen kam.« In der
                Lücke mag die Erklärung des Philus über die Nebensonne enthalten
                gewesen seyn, auf die im Anfang des 17ten Capitels angespielt wird, und

                daraus kann Ammian. Marcellin. XX, 3. seine Erzählung geschöpft
                haben.


                79 S. Cicero de N. D. I, 25. Das. Wyttenbach S. 733. unserer größern
                Ausg. Vielleicht war es die unter den Consuln Ti. Sempronius Gracchus
                und M. Juventius Thalna im J. R. 591, von der Jul. Obsequens de
                Prodig. 12. spricht.


                80Ueber die Herrlichkeit von Syrakus spricht Cicero in Verr. Act. II.
                IV, 52. 117. ff. Ueber die Sphäre des Archimedes hatte Polybius in

                seinem 8ten Buche, das wir nicht mehr ganz haben, gesprochen.





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