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16. Nr. 3 Herbst 2019
Sprachen verbinden Menschen
35 Jahre Deutschinstitut von Hans Ebenhöh
Im Januar 1981 begannen genug andere unserer inter-
wir, nichtdeutschsprachi- nationalen Lernenden, lus-
gen Erwachsenen Kurse tig gemacht hat: „Bei euch
in Standarddeutsch in Ver- Deutsch(sprachig)en muss
bindung mit Urlaub anzu- eben alles überperfekt sein,
bieten. Unsere Lernenden sogar „this nonsense“!).
kamen und kommen aus Vorbild zur Gründung des
der ganzen Welt, besonders DIT waren andere, meist
aus Europa, und aus allen erst in den Siebzigern ent-
Berufssparten in Industrie, standene derartige Schulen
Handel, Medizin, Politik in Deutschland und in Ös-
usw., angefangen von Gym- terreich gewesen. In den
nasiasten in Vorbereitung ersten Jahrzehnten nach Am Sandhügel im Haus Gartner war das erste Deutsch
auf die Reifeprüfung über dem Krieg war Deutsch ja Institut beheimatet - heute
Manager, Ärzte, Richter, ein Tabu gewesen, die Spra- dung des DIT war und ist eben in Deutsch, verständi-
Politiker bis zu Ruheständ- che des Bösen, die man nicht es auch noch heute, unseren gen kann. Und unsere Mut-
Lernenden unsere Mutter- tersprache ist ja schließlich
sprache so nahezubringen, das wichtigste Idiom unse-
dass sie Land und Leute res Kontinents und ohnehin
erleben können – gibt es im der Mühe wert, sie zu ler-
deutschsprachigen Raum nen.
dafür viele bessere Plät- So verbringen wir unsere
ze als Tirol? -, und, dass Vormittage beim Deutsch-
Deutschbüffeln zu einer in- unterricht in kleinen und
teressanten, in unseren Lan- kleinsten Klassen, und an
den Tür und Tor öffnenden mindestens drei Nachmit-
Tätigkeit wird. Denn es ist tagen oder Abenden in der
Die Sprache lernen wir am Besten beim gemeinsamen ein großer Unterschied, ob Woche findet man unsere
Zusammensitzen und Plaudern. Hans (re.). man sich in unserem wie in Leute in Lehrerbegleitung
jedem anderen Land eines in den Bergen, in der Stadt,
am Schwarzsee, im Bich-
lach usw. Ungezählt sind
die herrlichen Stunden, die
wir mit unseren Deutsch-
lernenden – neben dem Un-
terricht – beim Schifahren
und Wandern, auf Spazier-
gängen, oder ganz einfach
bei einem Bier oder Kaffee
in gemütlicher Runde ver-
bracht haben. Und groß ist
die Zahl der Freunde Tirols,
die das Deutsch-Institut in
Das Konzept vom Deutschinstitut - „Zeit zu lernen in der Klasse bei schlechter den letzten fast schon vier
Witterung - raus auf die Berge bei Sonnenschein und dabei Deutsch lernen. Jahrzehnten im wahrsten
Sinne des Wortes gemacht
lern, alle natürlich beiderlei mehr hatte lernen wollen. mehr oder weniger guten hat. Sie kommen immer
Geschlechts (ich vermeide In der Zwischenkriegszeit „Ausländischs“ bedienen wieder nach Kitzbühel zu-
dieses neumodische -er und war unsere Muttersprache z. muss, heutzutage meist rück, entweder zu einem
-erinnen, über das sich erst B. in Schweden ja die wich- des Englischen, früher des neuerlichen Kurs oder nur
vor gar nicht langer Zeit tigste Fremdsprach (wie in Französischen (bald des zu einem Besuch, nun auch
eine in hoher Stellung bei großen Teilen Europas), Chinesischen?), oder ob mit Familie und Freunden,
der EU in Brüssel arbei- wie mir ein schwedischer man sich ganz akzeptabel und nennen Kitzbühel und
tende Kursteilnehmerin aus Arzt ca. 1986 erklärte. in der Landessprache, zwi- Tirol ihre zweite Heimat.
England, wie auch schon Leitgedanke bei der Grün- schen Kiel und Klagenfurt