Page 22 - SELIGSPRECHUNG VON GALENS
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Der  damalige  Botschafter  am  Vatikan,  Ernst  von    von    Terroristen,   angeführt    von    Juden“.
         Weizsäcker,      der    Vater     des     späteren      Herausgeber  dieses  Handbuchs  war  Erzbischof
         Bundespräsidenten  Richard  von  Weizsäcker  und        Gröber von Freiburg, seit 1933 förderndes Mitglied
         des    Wissenschaftlers    Carl   Friedrich   von       der  SS.  Das  Handbuch  erschien  mit  Empfehlung
         Weizsäcker,  schreibt  am  28.  Oktober  1943  nach     des  gesamten  Episkopats,  also  auch  von  Galens,
         Berlin  anlässlich  des  Abtransports  der  römischen   seit 1933 Bischof von Münster.
         Juden:  „Der  Papst  hat  sich  ...  zu  keiner
         demonstrativen  Äußerung  gegen  den  Abtransport       Im Sommer 1933 hatte die katholische Kirche mit
         der  Juden  hinreißen  lassen.“  Dieses  von  Herrn     Hitler  das  noch  heute  gültige  Reichskonkordat
         Ernst  von  Weizsäcker  nach  Berlin  übermittelte      abgeschlossen, das dem Staat u.a. die Möglichkeit
         Schweigen  des  Papstes,  der  sich  zu  keiner         gab, auf die Besetzung  der Bischofssitze Einfluss
         Äußerung  gegen  den  Abtransport  der  Juden           zu nehmen. Von Galens „Ernennung zum Bischof
         „hinreißen  ließ“,  geschah,  als  tausend  römische    von  Münster  am  5.  September  1933  hatte  sich
         Juden,  davon  zwei  Drittel  Frauen  und  Kinder,  in   sogar  in  betontem  Einvernehmen  von  Kirche  und
         unmittelbarer Nähe des Vatikans, sozusagen unter        Staat vollzogen“. (Rheinischer Merkur, 31.3.1989)
         den  Augen  des  Papstes,  nach  Auschwitz              Der Pfarrer von St. Lamberti in Münster galt „vor
         abtransportiert wurden. Am 25. Mai 1986 erklärte        allem  bei  seinen  geistlichen  Mitbrüdern,  kurz
         Carl Friedrich von Weizsäcker in dem ARD-Film           gesagt,  als  ,Nazi‘“.  (Die  Tageszeitung,  3.8.1991.)
         „Die  Weizsäckers.  Eine  Familiengeschichte“  zu       Und so standen bei von Galens Bischofsweihe im
         der Unterschrift seines Vaters unter ein Schreiben,     Dom     zu    Münster     SA-Formationen      mit
         das     den    Abtransport    von     sechstausend      Hakenkreuzfahnen.     Und    in   seinem    ersten
         französischen  Juden  betraf,  sein  Vater  habe        Hirtenbrief schreibt von Galen: „Wir wollen  Gott
         „Schlimmeres verhüten wollen“.                          dem  Herrn  für  seine  liebevolle  Fügung  dankbar
                                                                 sein,  welche  die  höchsten  Führer  unseres
         Es ist verständlich, dass ein Sohn seinen Vater in      Vaterlandes erleuchtet und gestärkt hat, dass sie die
         Schutz nimmt und zu verteidigen sucht. Wir haben        furchtbare  Gefahr,  welche  unserem  geliebten
         kein Recht, das zu tadeln. Bei einem Bischof sind       Volke    durch   die   offene   Propaganda     für
         es  nicht  Söhne,  sondern  vor  allem  Mitbrüder,  die   Gottlosigkeit  und  Unsittlichkeit  drohte,  erkannt
         ihn  nachträglich  zu  einem  Widerstandskämpfer        haben  und  sie  auch  mit  starker  Hand  auszurotten
         gegen die Judenvernichtung zu stilisieren trachten,     suchen.“ (zit. n. Publik-Forum, 31. Mai 1996.)
         wie der erwähnte Bischof von Trier es tat.
                                                                 Von Galen hat  die Kriege Hitlers in  einem  Maße
         Um den Bischof von Münster, Graf Galen, hat sich        gutgeheißen,  dass  er  in  einem  Brief  des
         die        Lebenslüge         des       deutschen       Hitlerischen  Sicherheitsdienstes  vom  29.  9.  1941
         Nachkriegskatholizismus      vom      angeblichen       gelobt  wird:  „eine  durchaus  positive  Betrachtung
         Widerstand  der  offiziellen  Kirche  am  dichtesten    der  kriegerischen  Ereignisse  und  vor  allem  seine
         zusammengesponnen.                                      klare  Stellung  gegen  den  Bolschewismus“.
                                                                 Hirtenbriefe  von  Galens  wurden  von  den  Nazis
         Bischofsweihe unterm Hakenkreuz                         benutzt,  um  Freiwillige  für  die  SS-Einheiten  in
                                                                 Holland  und  anderen  Ländern  zu  werben.  Von
         Im  „Handbuch  der  religiösen  Gegenwartsfragen“,      Galen  pries  (z.  B.  am  15.  März  1942)  die
         1937     erschienen,    dass    die    autoritative     siegreichen  deutschen  Soldaten,  deren  Kampf  ein
         Stellungnahme der deutschen katholischen Kirche         Kreuzzug gegen den Bolschewismus sei, mit dem
         zu allen politischen und religiösen Fragen der NS-      sie Europa vor der roten Flut bewahrten (Amtsblatt
         Zeit     darstellt,   heißt   es    im     Artikel      Münster vom 12.3.1942). Für ihn sind noch 1944
         „Bolschewismus“:  „Der  Bolschewismus  ist  ein         die  deutschen  Soldaten  Märtyrer,  die  gegen  den
         asiatischer  Despotismus  im  Dienste  einer  Gruppe    „gottlosen  Bolschewismus“  und  den  „Antichrist“


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