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GANZ GLEICH, IN WELCHEM ALTER:

           Deshalb  sollte  die  Benzodiazepin­  sel  un ter schieden  wird  oft  auch  ei ­
           Dosis immer an das Geschlecht und   ne allgemein bessere Therapie treue    8.  Trivedi MH, Rush AJ, Wisniewski SR,
           das Alter der PatientInnen angepasst   (Compliance)  als  möglicher  Grund   Nierenberg AA, Warden D, Ritz L,
                                                                                   Norquist G, Howland RH, Lebowitz B,
           werden.                           an gegeben.                           McGrath PJ, Shores­Wilson K, Biggs
                                                                                   MM, Balasubramani GK, Fava M                       ES IST NIE ZU SPÄT, MIT
                                             Die  Pharmakotherapie  mit  Antide­   (2006) STAR*D Study Team: Evaluati­
           Zusammenfassung                   pressiva, die bei schweren depressi­  on of outcomes with citalopram for
                                                                                   depression using measurement­
                                             ven  Episoden  oft  unumgänglich  ist,   based care in STAR*D: implications
           Während  es  einige  Studien  gibt,  die   wirkt  also  geschlechtsunabhängig.   for clinical practice. Am J Psychiatry        SPORT ZU BEGINNEN!
           Wirksamkeitsunterschiede  von  Anti­  Dies  gilt  übrigens  sowohl  bezüglich   163:28–40
           depressiva bei Frauen und Männern   des  Patienten­  als  auch  des  Thera­  9.  Rush AJ (2007) STAR*D: what have
           aufzeigen  konnten,  gibt  es  jedoch    peutengeschlechts  und  genauso  für   we learned? Am J Psychiatry
           viele – vor allem neuere und größer   die Psychotherapie 14, 15 .       164:201–204
           angelegte meta­analytische – Studi­                                   10.  Uher R, Mors O, Hauser J, Rietschel         Spaß an Bewegung unter freiem     Die Trainingszone bietet          inaktiv zu werden. Im Gegenteil: Aus­
           en, die dies nicht bestätigen, son dern                                 M, Maier W, Kozel D, Henigsberg N,             Himmel                            folgende Einsatzmöglichkeiten:    reichend Bewegung ist der Schlüssel
           vielmehr  den  Schluss  nahelegen,   Referenzen:                        Souery D, Placentino A, Perroud N,                                                                                 zu starken Knochen und Gelenken.
           dass wahrscheinlich alle Antidepres­                                    Dernovsek MZ, Strohmaier J,                    Die  Nutzung  der  neuen  Outdoorge­  1.  Zirkeltraining: Es kann über ein
                                                                                   Larsen ER, Zobel A, Leszczynska­
           siva bei Frauen und Männern gleich   1.  Salk R, Hyde J, Abramson L: Gender   Rodziewicz A, Kalember P, Pedrini        räte  ist  jederzeit  möglich  –  Bewe­  physiothera peutisch angeleitetes   Regelmäßige  körperliche  Bewegung
           schnell und gleich gut wirken.       differences in depression in repre­  L, Linotte S, Gunasinghe C,                  gung im Freien tut Körper und Seele   Zirkeltraining im Freien ein   ist  ein  wichtiger  Baustein,  um  be­
                                                sentative national samples. Psycho­  Aitchison KJ, McGuffin P, Farmer A           gut.  Diesen  Grundsatz  können  alle   effektives funktionelles und auch   stimmten  Alterserkrankungen  vor­
                                                logical Bulletin 2017; 143(8): 783–822  (2009) Body weight as a predictor
           Geschlechtsunterschiede  bestehen                                       of antidepressant efficacy in the              Patient*innen  außerhalb  der  Thera­  individuell ab gestimmtes Training   zubeugen,  Osteoporose  etwa.  Auch
           jedoch in der vom Körper aufgenom­  2.  Kornstein SG, Schatzberg AF,    GENDEP project. J Affect Disord                piezeiten sowie am Wochenende ver­  erfolgen.                       die  Gelenkerkrankungen  Arthritis
           menen,  gewebespezifisch  gebunde­   Thase ME, Yonkers KA, McCullough   118(1­3):147­54                                folgen, indem die Outdoorgeräte auch                                und Arthrose zählen zu typischen Al­
                                                JP, Keitner GI, Gelenberg AJ,
           nen und wieder freigesetzten Menge   Davis SM, Harrison WM, Keller MB   11.  Puzhko S, Aboushawareb SAE,               eigenständig  genutzt  werden  kön ­  2.  Individuelles funktionelles   terserscheinungen, denen mit Sport/
           sowie  der  Verstoffwechselung  und   (2000) Gender Differences in      Kudrina I, Schuster T, Barnett TA,             nen. Hierfür sind Benutzer­Hinweis­  Gerätetraining                 Bewegung  entgegengewirkt  werden
           damit  der  sog.  Bioverfügbarkeit  der   Treatment Response to Sertraline   Renoux C, Bartlett G (2020) Excess        tafeln, die allgemeine Trainingstipps                               kann.  Ausreichend  körperliche  Be­
                                                Versus Imipramine in Chronic
           einzelnen  Substanzen.  Diese  unter­  Depression. Am J Psychiatry      body weight as a predictor of                  und  auch  Übungshinweise  beinhal­  3.  Aufgrund der Übungsvielfalt   wegung wirkt sich zudem förderlich
                                                                                   response to treatment with
           schiedlichen  Medikamentenkonzen­    157:1445–1452                      antidepressants in patients with               ten, angebracht.                    besteht die Möglichkeit, ganz   auf die geistige Gesundheit aus. Das
           trationen  im  Blut  trotz  gleicher  Ta­                               depressive disorder. J Affect Disord           Outdoor­Trainingskonzepte  können   individuelle Übungen gezielt    Zusammenspiel  von  ausgewogener
           bletteneinnahme  lassen  sich  durch   3.  Quitkin FM, Stewart JW, Mcgrath PJ   267:153­170                            sehr  abwechslungsreich  gestaltet   auf Patient*innen abzustimmen,   Ernährung, einem gesunden, rauch­
                                                (2001) Gender Differences in
           Dosisanpassungen auf der Basis von   Treatment Response. Am J Psychiat­  12.  Metz V, Radler D, Fischer G (2009)       werden.  Eine  gute  Grundlage  bietet   und in Form eines physiothera­  freien  Lebensstil  und  körperlicher
           Laborbestimmungen  (sog.  Plasma­    ry 158, Issue 9                    Geschlechtsunterschiede in der                 hierbei  beispielsweise  das  Trimm­  peutisch angeleiteten Trainings­  Aktivität  kann  Demenz­  und  Alzhei­
                                                                                                                                   ®
           spiegelkontrollen)  ausgleichen.  Die   4.  Wohlfarth T, Storosum JG, Elferink   Psychopharmakologie – Genderme­       fit ­Konzept.  Durch  spezielle  Out­  programms in der Gruppe zu   mererkrankungen vorbeugen. Schon
           richtige Dosis kann also anhand der   AJA, van Zwieten BJ, Fouwels A, van   dizin in der Psychiatrie. Psychiatr        doorgeräte  kann  im  Freien  eine    absolvieren.                  ein  30­minütiger  Spaziergang,  drei­
                                                                                   Psychother 2/4:64­69
           therapeutischen  Wirkspiegel  sowie   den Brink W (2004) Response to                                                   gezielte sportliche Aktivierung statt ­                             mal pro Woche, kann den Blutdruck
           der  erfragten  klinischen  Wirkungen   Tricyclic Antidepressants: Indepen­  13.  LeGates TA, Kvarta MD, Thompson      finden.                           4. Ganzkörpertraining             langfristig senken.
                                                dent of Gender? Am J Psychiatry
           und  Nebenwirkungen  individuell  –   161:370­372                       SM (2019) Sex differences in                   Im  Rahmen  der  Physiotherapie­
                                                                                   antidepressant efficacy. Neuropsy­
           personenbezogen  und  geschlechts­                                      chopharmacology 44:140–154                     Angebote  sind  zahlreiche  Stationen   5.  Durch die speziellen und viel­
           unabhängig – gefunden werden.       5.  Khan A, Brodhead AE, Schwartz KA,                                              für  ein  funktionelles  Training  im     fältigen Trainingsvariationen    Bewegungsmangel hingegen wirkt
                                                Kolts RL, Brown WA (2005) Sex    14.  Thase ME, Friedman ES, Biggs MM,            Außenbereich  aufgestellt  worden.     kann durchaus auch ein Ganz­  sich negativ auf die Gesundheit aus
                                                differences in antidepressant      Wisniewski SR, Trivedi MH, Luther
           Damit  spielt  das  Geschlecht  bei    response in recent antidepressant   JF, Fava M, Nierenberg AA, McGrath          An  den  festinstallierten  Sportgerä ­  körpertraining erfolgen. Es
           me dikamentösen Behandlungen ge­     clinical trials. J Clin Psychopharma­  PJ, Warden D, Niederehe G, Hollon          ten  kann  unabhängig  von  Alter  und    können mehrere Patient*innen   Das Risiko ist höher, früher gebrech­

           nerell  eine  untergeordnete  Rolle.   col 25(4):318­24                 SD, Rush AJ (2007) Cognitive                   Konstitution  eine  Kombination  von     gleich zeitig daran trainieren.  lich  und  hilfsbedürftig  zu  werden.
           Frauen  kommen  allerdings  insge­  6.  Sramek JJ, Murphy MF, Cutler NR   therapy versus medication in                 Lauf­, Kraft­, Koordinations­, Gleich­                              Wer seinen Körper fit hält und mobil
                                                                                   augmentation and switch strategies
           samt  oft  mit  niedrigeren  Dosen  aus     (2016) Sex differences in the   as second­step treatments: a               gewichts­  sowie  Ausdauerübungen                                   bleibt,  hat  auch  im  Alter  mehr  vom
           als  Männer.  Dies  hat  mit  vielfäl ­   psychopharmacological treatment of   STAR*D report. Am J Psychiatry          erfolgen und sich positiv auf die Ge­  Bewegung im Alter            Leben,  bleibt  länger  selbstständig
           ti gen  Fak toren  zu  tun,  die  nicht    depression. Dialogues Clin Neurosci   164:739–752                           sundheit auswirken. Das Herz­Kreis ­                                und genießt eine erhöhte Lebensqua­
                                                18:447­457.
           im  Einzel nen  geklärt  sind .  Neben                                15.  Braukhaus C, Wollburg E, Langs G            lauf­System, die Hormonproduktion,   Bewegung  hat  in  jedem  Alter  posi ­  lität  als  Menschen,  welche  sich  zu
                                  13
           einem  durchschnittlich  niedrigeren     7.  Scheibe S, Preuschhof C, Cristi C,   (2013) Der benachteiligte Mann?      der Kalorienverbrauch sowie das Im­  tive  Wirkung  auf  den  Körper,  zum    wenig bewegen.
           Körper gewicht  bei  Frauen,  ihrem     Bagby RM (2003) Are there gender   Analysen zur (Gleich­) Behandlung           munsystem  werden  gesteigert  bzw.   Beispiel  auf  Ausdauer,  Kraft,  Kör ­
                                                differences in major depression and

           hö he ren  Körperfettanteil,  verschie ­   its response to antidepressants?    von Männern und Frauen mit              verbessert.  Hinzu  kommt  die  För­  pergewicht, Knochendichte, Blutfette     Das Team der Frankenalb-Klinik En-
                                                                                   Depressionen. Verhaltenstherapie

           de nen  hormonellen  und  Stoff wech ­   J Affect Disord 75:223–235     23:74–79                                       derung  des  allgemeinen  Wohlbe ­   und  Blutdruck.  Ein  fortgeschritte ­   gelthal  unterstützt  Sie  gern,  kom-
                                                                                                                                    findens.                        nes  Alter  ist  kein  Grund,  körperlich     men Sie auf uns zu!

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