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Silke ging über den großen, in diesen späten Abendstunden bereits nahezu
leeren Parkplatz vor dem Bad, als sie das deutsche Ehepaar bemerkte, daß quer
über den Parkplatz auf sie zukam.
„Frohe Weihnachten!“ klang es ihr entgegen. Und dann, als Silke den Gruß
freundlich entgegnet hatte, wandte sich die Frau an sie: "Wir wollten vorher
nichts sagen, da wir uns selbst erst absprechen wollten, aber, wenn sie uns die
kleinen Hunde geben könnten, würden wir uns sehr freuen und ihnen ein
schönes Heim bieten!"
Dabei zeigten sie einen großen, geflochtenen Hundekorb, den sie am
Nachmittag für die Welpen gekauft hatten.
Silke wußte nicht, wie ihr geschah! Die Hundebabys diesen Leuten anvertrauen
zu dürfen, war das Schönste, war den Kleinen passieren konnte.
Ein grenzenloses Gefühl der Dankbarkeit, des Glückes, überkam sie.
Es war rührend anzusehen, wie liebevoll die Hundebabys von den Beiden
aufgenommen wurden.
Obwohl Silke über diese Wendung unsagbar erleichtert und glücklich war,
überkam sie dennoch so etwas wie Abschiedsschmerz, als sie von den Kleinen
Abschied nahm. Sie tat dies aber mit dem Gefühl einer Mutter, die weiß, daß sie
das Beste für ihre Kinder getan hatte.
Das deutsche Paar blieb noch einige Zeit in der Wohnung bei Silke und deren
Gatten. Es wurde noch ein schöner, besinnlicher Abend. Zuletzt versprachen die
Deutschen, die Hunde bei ihrem nächsten Besuch mitzubringen.
Silke hatte immer versucht, eine Antwort auf die Frage, ob es das Christkind
wirklich gibt, zu finden. Sie konnte es auch heute nicht mit Gewißheit sagen;
und dennoch - diese Weihnacht war für sie die schönste ihres bisherigen Lebens!