Page 311 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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ten und keine Lösungsansätze bietet, kann sowohl dem
Einzelnen als auch dem Unternehmen schaden.
Destruktive Kritik ist manchmal die Folge eines
schlechten Kommunikationsstils, kann jedoch auch in
einem Gefühl von Groll oder Feindseligkeit begründet
sein. In der Familientherapie wurde für diese zwischen-
menschlichen Abläufe ein Erklärungsmodell entwickelt.
Danach werden destruktive Kritik und Feindseligkeit als
mögliche Symptome eines tiefer liegenden Problems des
Kritisierenden betrachtet, wie z.B. Mangel an Selbstver-
trauen oder geringes Selbstwertgefühl. Ein solches Prob-
lem wird am besten gelöst, indem seine Ursache erkannt
und versucht wird, alternative Denkweisen und Verhal-
tenswege zu finden. Kaum Erfolg versprechend ist je-
doch der Versuch, seine eigenen Probleme zu bewälti-
gen, indem man bei anderen durch bestimmte Handlun-
gen dieselben Gefühle hervorruft. Wenn z.B. jemand ein
geringes Selbstwertgefühl hat, kritisiert er die Arbeit ei-
nes anderen und erzeugt so in der kritisierten Person ein
Gefühl, das den eigenen Emotionen entspricht.
Wenn Sie am Arbeitsplatz kritisiert wurden, sollten
Sie sich nicht in diesen Teufelskreis von Feindseligkei-
ten ziehen lassen, sondern vielmehr die Berechtigung der
Kritik prüfen. Überlegen Sie, ob die Kritik dem Problem
angemessen ist und holen Sie, falls nötig, eine zweite
Meinung von einem Kollegen oder Vorgesetzten Ihres
Vertrauens ein.
Wenn sich die Kritik als ungerechtfertigt herausstellt,
kann es hilfreich sein, Ihren Gefühlen dem Betreffenden
gegenüber Luft zu machen. Sie sollten anstreben, eine
unvoreingenommene Diskussion zu führen, in der Sie
versuchen, die Gründe für die Kritik herauszufinden,
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