Page 101 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Ueber die Helligkeitsvariationen der Farben.     89

    Der Apparat stand vor dem Spalt s^,   so dass der Beobachter ihn
    selbst leicht in Bewegung setzen konnte.  Soll eine möglichst genaue
    Bestimmung der kritischen Perioden erreicht werden, so ist es noth-
    wendig, dass der Spalt nicht allmähhch, sondern plötzHch geschlossen
    wird.  Dies erfordert, dass die Rotationsaxe der Scheibe sich in der
    Ebene befindet, die durch den Spalt und die Axe des CoUimator-
    rohrs bestimmt  ist.  Dann -«ird die Grenzlinie des vorrückenden un-
    dui'chsichtigen Sectors im Moment des Schließens dem Spalt genau
    parallel sein, wodurch das Licht dem Spalt plötzHch entzogen wird.
    In diesem Falle tritt das Flackern der Scheibe im Gesichtsfelde viel
    schärfer auf,  als wenn der Spalt allmählich geschlossen wird; man
    kann das Flackern länger verfolgen  als  unter andern Umständen,
    und  die gemessenen Periodeconstanten werden mögHchst kurz.   Es
    hat sich herausgestellt,  dass eben  diese  kleinsten "Werthe  für die
    ferneren Berechnungen zu Grunde gelegt werden müssen.



                 Die Steigungscoefflcienten der Farben.

       Mittelst des beschriebenen Apparates werden wir jetzt r für eine
    Reihe verschiedener Spektralfarben, und für jede derselben wiederum
    bei verschiedenen Werthen der objectiven Intensität Bx bestimmen,
    so dass wir aus diesen Messungen die Größen k und k^ in der Formel

                                      • logjR;^
                           T = k— Ai
    berechnen können. Welche Größe wir hier als Einheit des Rx wäh-
    len,  ist eigentlich gleichgültig; wir können sehr wohl für jede Farbe
    einen willkürHchen Werth der objectiven Intensität als Einheit nehmen.
    Es wird jedoch inmer am natürhchsten    sein,  die Einheiten  so  zu'
    wählen, dass alle Farben bei einem bestimmten Werth des Bx gleich
    heU erscheinen, und außerdem dieselbe HeUigkeit haben wie diejenige
    Weißempfindung, welche man erhält, wenn    die  objective Intensität
    des weißen Lichtes R = Bx- Wir wählen also die Einheiten sämmt-
    hcher objectiven Intensitäten so, dass Gleich. 2 befriedigt wird, wenn
    man für B und Bx     dieselbe Zahl  setzt,  ohne Rücksicht  auf  die
    Wellenlänge der Spektralfarben. Und wiederum ist es am natürhch-
    sten, dass derjenige Werth des B und Bx, bei welchem alle Farben
    gleich hell erscheinen,  als Einheit genommen wird.  Wir geben mit
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