Page 100 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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88 ^- Lehmann.
photometrischen Bestimmungen sehr genau ausgeführt werden. Dies
ist auch durchaus nothwendig, wenn es sich um die Messung der
Absorptionscoefficienten der fein abgestuften Verdunkelungskeile han-
delt. Ich verfuhr dabei auf die folgende Weise.
Es wurde zuvörderst eine Reihe von EpiskotisterScheiben mit Aus-
schnitten bestimmter G-röße hergestellt. Diese wurden nach und nach
auf dem Episkotister, der vor dem Spalt s^ stand, angebracht, und
der Beobachter, der seinen Arm durch ein Loch im Zelttuche hinaus-
stecken konnte, schob den vor s^ stehenden Keil hin und her, bis
die beiden Theile des Gresichtsfeldes gleich hell erschienen. Ein
Assistent las den Theilstrich, der jedesmal vor dem Spalt stand, ab.
Wenn man so verfährt, wird die zeitraubende Umstellung der Sectoren-
größe vermieden und die Einstellungen werden viel genauer. Sind
auf diese Weise die Absorptionscoefficienten für sechs bis acht Punkte
des Keiles bestimmt, so kann man sie graphisch aufzeichnen und
durch eine Curve verbinden; der Absorptionscoefficient für jeden
Theilstrich lässt sich "hierauf mit hinreichender Grenauigkeit ablesen.
Fordert man indessen eine größere Genauigkeit, als auf diese Weise
erreicht werden kann, so können die Absorptionscoefficienten auch
berechnet werden, indem man gleichzeitig die unvermeidlichen Be-
obachtungsfehler ausgleicht. Es sei a„ der Absorptionscoefficient am
nten Theilstrich des Keiles. Wenn der Keil auf die oben besprochene
Weise hergestellt ist, wird dann, der Theorie der Photographie zu-
folge, die folgende Gleichung gültig sein:
log «„ = X— y ' log n.
Hier sind x und y zwei Constanten, die aus den vorliegenden Mes-
sungen berechnet werden müssen. Ist dies geschehen, so kann der
Absorptionscoefficient für jeden Theilstrich aus der Gleichung be-
rechnet werden. Ich habe die Gültigkeit der Gleichung für einen
160 mm langen Keil geprüft und fast vollständige Uebereinstimmung
zwischen Messung und Berechnung gefunden.
Für die gleich im Folgenden zu beschreibenden zeitmessenden
Untersuchungen habe ich denselben Rotationsapparat angewandt, der
bei meinen früheren Versuchen derselben Art gebraucht wurde i).
1) A. a. 0., S. 26.