Page 95 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Ueber die Helligkeitsvariationen der Farben.     83

    von 24 cm von einander befinden.   Die Blende  ist 10 cm von der
               s^—
    Spaltebene    53 fest aufgestellt, so dass jede Spalte, wie die Figur
    zeigt, von dem aus einem Fenster austretenden Licht erleuchtet wird.
    Da ein Glühstrumpf keine gleichmäßig leuchtende Fläche darbietet,
    müssen  die Fenster mit  fein  geschliffenem Mattglas bedeckt  sein,
    sonst  sieht man im Fernrohre   nicht  eine gleichmäßig leuchtende
    Fläche, sondern ein Netzwerk von glühenden Drähten mit dunkleren
    Zwischenräumen.  Die Abstufung und Messung des durch die Spalten
    eintretenden  Lichtes  geschieht  ausschließlich  mittelst Dunkelgläser
    und rotirender Scheiben.  Von der Anwendung beweglicher Spalten
    habe  ich  deshalb Abstand genommen, weü jede Veränderung der
    Spaltweite die Zusanunensetzung des Lichtes beeinflusst;  je größer
                            —
    die Weite der Spalten  s^  s^  ist, um so mehr Licht verschiedener
    "Wellenlänge gelangt dui'ch B in das Auge.  Welchen Einfluss diese
    Verändemng   der Zusammensetzung    des  Lichtes  in  verschiedenen
    Fällen haben kann,  ist durchaus unberechenbar, und es ist deshalb
    viel besser,  die Spaltweiten nicht zu verändern.  Die Dunkelgläser
    in Verbindung mit dem Episkotister reichen vollständig aus, um eine
    genau messbare Abstufung des Lichtes zu erzielen.
       Graue Dunkelgläser,  die nur das Licht schwächen, ohne es zu
    färben, können leicht in jeder beliebigen Helhgkeitsstufe photographisch
    hergestellt werden.  Ich verwende dazu gewöhnliche Diapositivplatten,
    8x8 cm groß, die zur Herstellung von Latemenbildem Anwendung
    finden.  Di« Platten werden bei künstlicher Beleuchtung kürzer oder
    länger exponirt, je nach der zu erzielenden Dunkelheit, und danach
    wie gewöhnlich entwickelt.  Hierzu habe  ich  eine  frisch bereitete,
    stark verdünnte alkalische Lösung von Eikonogen gebraucht; jeder
    andere Entwickler kann   aber  unzweifelhaft mit demselben Erfolg
    Anwendung finden, nur darf die Lösung keine Spur von Bromkalium
    enthalten, weü die Dunkelgläser dadurch röthHch gefärbt werden und
    folgHch für unsere Zwecke unbrauchbar sind. Nach der Entwicklung
    und Fixirung müssen die Platten sorgfältig stundenlang in fließendem
    Wasser ausgewaschen und danach gleichmäßig getrocknet werden. Die
    dünne,  leicht verletzbare Schicht wird mittelst eines Deckglases ge-
    schützt,  das mit einem starken leinenen Bande am Rande verklebt
    wird.  Von solchen Dunkelgläsem habe ich   eine ganze Reihe her-
    gestellt,  deren Absorptionscoefficienten  zwischen 0,54 und 0,00019
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