Page 99 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Ueber die Helligkeitsvariationen der Farben.     87

      coefficienten für orangegelb und blau bestimmt, ohne jedoch einen
      messbaren Unterschied finden zu können.
         Wir  sind  indess  nicht  ausschließlich  darauf  angewiesen,  mit
      Spektralfarben zu arbeiten ; weißes Licht kann sowohl in Verbindung
      mit Farben als auch allein zur Anwendung kommen.    "Wünscht man
      z. B. Complementärfarben aufzusuchen,  so  ist weißes Vergleichlicht
      nothwendig.  Bei p^ und p2 haben wir in diesem Falle die früher
      erwähnte Combination von Spiegeln fürs Farbemischen;  pi wird da-
      gegen weggenommen und ebenso das Prisma Pj.     Ein kurzer Hebel
      TFj mit Spiegelhalter, genau wie die Hebel Hi— ^3 eingerichtet, wird
      dafür eingesetzt.  Der Drehpunkt desselben hegt da, wo   die Axe
      des Collimators C^  die Axe des Fernrohrs schneidet.  Auf diesem
     Hebel wird ein kleiner Spiegel von 2 cm Höhe befestigt, und mittelst
      einer Schraube wird der Hebel so gedreht, dass der Spiegel voll be-
      leuchtet erscheint.  Im Gesichtsfeld hat man dann oben die Farben-
      mischung und unten weißes Licht,   das übrigens, um der Comple-
      mentärfarbenmischung gleich zu sein, durch eine Lösung von schwefel-
      saurem Kupferammoniak entfärbt werden muss.
         Als gewöhnhches Photometer kann man endhch den Apparat
      gebrauchen, wenn man alle Prismen und Spiegel — außer dem bei
      TFi — entfernt, den Spalt «2 niit einem Schirm verschließt und hinter
      dem CoUimator C3 einen Hebel   TF2, dem Hebel W^ gleich, einsetzt.
     Wenn auf W^     ein großer belegter Spiegel angebracht wird, haben
      die obere und untere Hälfte des Gesichtsfeldes genau dieselbe HeUig-
     keit, und setzt man nun  z. B. vor 53 ein Dunkelglas,  so kann man
      die Absorption desselben mittelst eines Episkotisters vor s^ bestimmen.
     Unter  diesen Umständen, wenn man       zwei  aneinander grenzende
     Flächen auf ihre Helhgkeit vergleicht,  ist die Unterschiedsempfind-
     lichkeit bekanntHch nicht besonders groß.   Die Beurtheilung wird
     leichter, die Messung mithin genauer, wenn die eine Fläche von der
      anderen umgeben  ist.  Dies wird erreicht, wenn man statt des kleinen
      Spiegels bei Wi einen großen einsetzt,  in dessen Mitte die silberne
     Belegung auf einem kleinen kreisrunden Fleck entfernt worden   ist.
     Die beiden Spiegel bilden dann im Verein ein Bunsen'sches Photo-
     meter, wo der Stearinfleck des Papiers durch die unbelegte Stelle des
     vorderen Spiegels ersetzt ist.  Mit dieser Vorrichtung, die sich selbst-
     verständhch auch   für  farbiges Licht verwenden  lässt, können  die
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