Page 93 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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                  üeber die Helligkeitsvariationen der Farben.    81

   parallel austritt.  Das Licht wird dann von den drei gleichseitigen,
   5 cm hohen Prismen Pj, P^ und P3 aus schwerem Flintglas ge-
   brochen.  Die Prismen sind auf kleine, mit Stellschrauben versehene
   Tische montirt, damit die brechenden Kanten den Collimatorspalten
   genau parallel gestellt werden können.  Die Prismen sowie  die im
   Folgenden   beschriebenen  Theile  des Apparates  stehen  auf einem
   Boden, der unmittelbar unter den Colhmatorrohren    so angebracht
   ist, dass er nöthigenfalls herausgenommen und wieder in derselben
   Stellung festgeschraubt werden kann.  Die Stellschrauben der Prismen
   passen in kleine kom'sche Vertiefungen dieses Bodens hinein, damit
   auch  jedes Prisma  für  sich herausgenommen und    wieder  in  der
   früheren Stellung  eingesetzt werden kann.  Die  aus den Prismen
   tretenden Farbenstrahlen werden von drei kleinen Spiegeln,  p^^, p^
   und ^3,  reflectirt, so dass sie das Objectiv  eines kleinen Femrohres
   von 11 cm Länge treffen.   Im Brennpunkt B des Objectivs   ist eine
    Spalte, 0,5 mm breit und 2 mm hoch;    das durch B beobachtende
    Auge sieht dann die Blendenöffnungen der ColHmatorlinsen von der
    Farbe erleuchtet, welche die Spiegel jp^  p^  gerade nach  reflectiren;
    die Größe des Gesichtsfeldes ist 12,5°. Was man im Femrohre sieht,
    hängt also, wie leicht verständlich, nur davon ab, wie  die Spiegel
    geordnet sind, und die vielseitige Anwendung des Apparates beruht
    eben auf den vielen Variationen, die hier möglich sind.  Im Folgen-
    den sollen verschiedene Anwendungen eingehend besprochen werden;
    die Möglichkeiten des Apparates sind aber keineswegs damit erschöpft.
       Um jeden beliebigen Farbenstrahl nach    reflectiren zu können,
    müssen die Spiegel beweglich sein.  Sie sind deshalb an Hebeln, H^,
    H2 und ^3,  befestigt,  deren Drehungspunkte den CollimatorHnsen
    nahe liegen, was nothwendig ist, damit die reflectirten Strahlen immer
    das Objectiv   und nicht, bei Drehung der Spiegel, neben dasselbe
    treffen.  Die Drehung der Hebel wird durch   die Schrauben g aus-
    geführt; die Spiralfedern h sorgen dafür, dass die Hebel immer den
    Bewegimgen der Schrauben in beiden Richtungen folgen.  Die Spiegel
    müssen genau vertical, den Spalten  Sj  s^ und den Prismenkanten

    Gesichtsfeld beliebig größer oder kleiner erhalten kann.  Dies wird zwar erreicht,
    kommt aber wenig in Gebrauch, und besonders bei größerer Lichtstärke entstehen
                                                           gewöhnliche
    leicht störende Reflexe zwischen den Linsen des Doppelapplanates ;
    Femrohrobjective sind deshalb vorzuziehen.
      Wandt, Philos. Studien. XX.                        6
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