Page 105 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Ueber die Helligkeitsvariationen der Farben. 93
verschiedenen Spektralfarben liegt die Schwelle bei derjenigen objec-
tiven Intensität, wo die Farbe dieselbe Helligkeit hat wie weißes Licht
von der Intensität 8192. Um die Berechnungen im Folgenden nicht
complicirter zu machen als sie ohnehin sind, habe ich deshalb die
Messungen von r nicht weiter geführt, als soweit wir die Blendung nicht
in Rechnung zu ziehen brauchen. In Tabelle 11 ist die höchste In-
tensität des weißen Lichtes daher 16384; hier ist die Blendung noch
zu gering, um einen merklichen Fehler herbeiführen zu können. Für
die Spectralfarben wurden die Messungen nur so weit fortgeführt,
dass die Helligkeit der Farbe ungefähr der Helligkeit des weißen
Lichtes von der Intensität 16384 gleich war.
Es ist indessen nicht schwer, die Wirkung der Blendung zu be-
rechnen. Da die Blendungsschwelle für alle Farben bei derselben
subjectiven Intensität liegt, können wir schließen, dass die Wirkung
der Blendung durch eine centrale Hemmung bedingt ist; die Größe
derselben muss nach dem psychodynamischen Hemmungsgesetz be-
rechnet werden können i). Ich gehe hier auf die etwas verwickelten
mathematischen Betrachtungen nicht näher ein, da ich dies und ähn-
liche Probleme in einer anderen Arbeit, »Beiträge zur Psychodynamik
der Sinnesempfindungen«, zu behandeln beabsichtige. Als Resultat
der Berechnungen stellt sich heraus, dass man oberhalb der Blendungs-
schwelle die folgende Formel für r gültig finden muss:
r==k — k, (l —p log ~) log R. (Gleich. 10.)
Hier bedeutet B die Blendungsschwelle und p ist eine Constante.
Löst man die Gleichung mit Bezug auf p, so findet man:
k — r
.
k, log R
^=
R
Ob dies richtig ist, können wir nun gleich prüfen. Zu diesem Zwecke
habe ich mit weißem Licht die Messungen des r zu den möglichst
hohen Intensitäten hinaufgeführt; die Resultate sind in Tabelle IH an-
gegeben. Unter i? sind die Lichtintensitäten, unter r die entsprechenden
1) A. a. 0., S. 246.