Page 160 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Gottl. Friedr. Lipps.
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        wie  die Componenten der Kräfte zu einer Gesammtkraft sich ver-
        einigen, sondern bloß  combinirbar  sind. Dem Parallelogramm der
        Kräfte und Bewegungen, das der theoretischen Mechanik zu Grunde
        liegt,  stellt sich darum das reine, von Hemmungen und Compen-
        sationen  freie Zusammen  der Elemente   zur  Seite, dem  für  die
        theoretische Untersuchung der Bewusstseinsinhalte die entsprechende
        grundlegende Bedeutung zukommt.


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           Um aber mittelst der Methode, die Bewusstseinsinhalte als Com-
        binationen von Elementen darzustellen, zu einer Theorie der Mannig-
        faltigkeiten von Bewusstseinsinhalten zu gelangen,  bedarf  es noch
        der Angabe    der  Bedingungen,  unter  denen  die  Combinationen
        gegebener Elemente eine zusammenhängende Mannigfaltigkeit bilden.
        Hierbei sind folgende grundsätzliche Bestimmungen zu beachten.
           Der Intensitätsgrad eines Elementes soll von der unteren Grenze
        Null  bis zu einer bestimmten oberen Grenze,  die für verschiedene
        Bewusstseinsinhalte verschieden groß sein kann, stetig veränderlich
        gedacht werden.  Sinkt er auf den NuUwerth, so bedeutet dies das
        Verschwinden des Elementes.  Ein nicht vorhandenes Element lässt
        sich  daher  als  ein mit  der  Intensität Null  behaftetes  auffassen.
        Mit Rücksicht hierauf kann  jede  als Bewusstseinsinhalt  erfassbare
        Combination  der n Elemente %,    hy,  c^  •  •  •  in der gemeinsamen
        Form [%, by, c^  •  •  •] dargestellt und  die Mannigfaltigkeit  aller in
        dieser Form sich darbietenden Bewusstseinsinhalte durch
                                M[a^, by, c^  •  •  •]
        angedeutet werden.   Dann muss aber auch das Fehlen     aller Ele-
        mente  oder  das Sinken  aller  Intensitäten auf den Nullwerth  der
        Form   nach  als  ein  dieser  Mannigfaltigkeit  zugehörender,  durch
        [gq,  b(j,  Co  •  •  •] markirter Bewusstseinsinhalt anerkannt werden.  In
        gleicher Weise  ist  die  aus  den  Combinationen  der m Elemente

        Pia Qvj  *  w  •  • resultirende Mannigfaltigkeit von Bewusstseinsinhalten
        durch

        zu bezeichnen.  Zu  ihr gehört  ebenfalls der formale Bewusstseins-
        inhalt  [pq, Qq, Tq  •  •  •].  Sind nun die Bewusstseinsinhalte der einen
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