Page 158 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
P. 158
HAß G-ottl. Friedr. Lipps.
zusammengesetzt sind, da hier [by] oder [a^] und [c^] oder schließlich
\a c ] als empirisch gegebene Bestandtheile auftreten. Ist nebeti
[%] und [c^l oder neben [a^, c^] zugleich [by] für sich allein erfass-
bar, so stellen die Bewusstseinsinhalte
[by], fe]]; [K, e,], [by]]
[[%•].
einheitlich und selbständig erfasste Combinationen von Bewusstseins-
inh alten dar.
Zur Charakterisirung dieser Darstellung der Bewusstseinsinhalte
durch empirisch nicht aufzeigbare Elemente erscheint es zweckmäßig,
auf die Zerlegung der Substanzen in der Chemie und auf die Zu-
sammensetzung der Kräfte in der Mechanik hinzuweisen.
Eine Substanz erweist sich dann und nur dann als ein chemisches
Element, wenn es nicht möglich ist, andere Substanzen als ihre Be-
standtheile nachzuweisen. Man kann daher bloß sagen, dass durch
die in ihrer Wirkungsweise bekannten physikalischen und chemischen
Kräfte, deren Träger die Substanzen sind, die Elemente nicht zerlegt
werden können; man muss aber ihre Zerlegung nicht nur bei der
Anwendung von neuen, bis jetzt unbekannten Hülfsmitteln für that-
sächlich ausführbar, sondern auch dann noch für denkbar halten,
wenn sie in Wirklichkeit niemals bewirkt werden kann. Die Erfah-
rung hindert demzufolge nicht, die theoretische Chemie auf die An-
nahme, dass die elementaren Stoffe irgendwie zusammengesetzt seien,
zu gründen, falls die empirisch constatirten Beziehungen aus den
Wirkungen von Bestandtheilen , die in der Erfahrung nicht isolirbar
sind, abgeleitet werden können. Und eine mit solchem Erfolge auf-
tretende Theorie fände ebenso wie die analoge Erforschung der Be-
wusstseinsinhalte ihre Eechtfertigung durch die Deduction von Er-
fahrungsthatsachen aus einer empirisch zulässigen Annahme. Es darf
indessen der principielle Unterschied zwischen den elementaren Sub-
stanzen und den einfachen Bewusstseinsinhalten nicht unbeachtet
bleiben. Da nämHch die Substanzen als Träger von Kräften sich
gegenseitig beeinflussen und in wechselnden Zuständen beharren, so
können wohl auch die elementaren Substanzen ähnlich und verwandt
sich zeigen, ohne dass eine Begründung der Aehnlichkeit und Ver-
wandtschaft durch die Annahme von Bestandtheilen unmittelbar
geboten wäre. Die Bewusstseinsinhalte hingegen, die nicht aufein-