Page 154 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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iA2                     Grottl. Friedr. Lipps.

         muss aber anerkannt werden,   dass in der That in der gegebenen
         Qualität von Ä diejenige von B zugleich vorliegen und somit   die
         durch B bedingte und bestimmte "Weise des Erfassens in derjenigen
         von Ä enthalten sein kann.  Das Gleiche  gilt von den Qualitäten
                                C, D
         der Bewusstseinsinhalte     .  .  . mit Bezug auf Ä.  Trifft dies zu,
         so können überdies, wie gleichfalls  die Erfahrung lehrt,  die Quali-
         täten von B, C, D  .  .  . unabhängig von einander in der Qualität von

         A vorhanden sein und in ihrer Vereinigung die Qualität von Ä voll-
         ständig bestimmen.  Alsdann zerfällt nicht etwa die letztere,  sie ist
         vielmehr der einheitlich d. h, in einem Akte des Erfassens vorliegende
         Verein der Qualitäten von B, C, D  .  .  . Dem entsprechend  ist auch

         die Erfassungsweise von Ä nicht zerspalten, wohl aber aus den Er-
         fassungsweisen von B, C, D  .  .  . bestehend zu denken.
            Hiernach ist von den Bewusstseinsinhalten B, C, D  .  .  . jeder ein-

                für                 als  ein Bestandtheil von Ä anzusehen,
         zelne ,    sich genommen ,
         wenn seine Intensität kleiner als diejenige von Ä ist und wenn seine
         Qualität nach Ausweis der Erfahrung in derjenigen von Ä vorliegt.
         Dies gilt unabhängig davon, ob von diesen Bestandtheilen der eine
         ohne den anderen, oder ob der eine völlig oder theilweise im anderen
         sich darbietet.  Sind insbesondere B, C, D  .  .  . unabhängig von  ein-
         ander, und ist das Zusammen ihrer Intensitäten gleich der Intensität
         von Ä und das Zusammen ihrer Qualitäten gleich der Qualität von
         Ä, so  stellt sich Ä als die Combination von B, C, D  .  .  . dar.  In
         diesem besonderen Falle kann

                                Ä = [B,C,D...]

         gesetzt werden.
            Dem ist hinzuzufügen, dass jeder Bestandtheil von Ä sowohl quah-
         tativ als auch intensiv von Ä verschieden anzunehmen  ist.  Denn es
         lässt sich zwar von  je zwei  qualitativ gleichen Bewusstseinsinhalten
         der schwächere als ein Bestandtheil des stärkeren bezeichnen, weil die
         kleinere Intensität in der größeren enthalten  ist.  Es macht sich dies
         jedoch, eben wegen des Mangels an qualitativer Verschiedenheit, in
         der Auffassung der Bewusstseinsinhalte nicht geltend,  so dass  der
         schwächere nicht als ein Bestandtheil des stärkeren einer gesonderten
         Beurtheilung fähig  ist. Würde ferner der Bestandtheil intensiv gleich
         Ä und nur hinsichtlich der QuaHtät von Ä verschieden vorausgesetzt.
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