Page 157 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Einleitung in die allgem. Theorie d. Mannigfaltigkeiten v. Bewusstseinsinhalten. 145
die Bewusstseinsinhalte, deren Bestandtheile sie sind, in gewissen Be-
ziehungen stehen. Dann hätte es jedoch keinen Zweck sie voraus-
zusetzen, da gerade die Beziehungen ihre Erklärung finden sollen.
Auch ist nicht anzunehmen, dass die QuaHtät des einen Elementes
diejenige eines anderen in sich schHeße oder mit derselben etwas
gemeinsam habe; denn sie wüi'de sich so ihrerseits als zusammen-
gesetzt erweisen. Die Elemente sind daher als schlechthin von ein-
ander verschieden und frei von allen Beziehungen in die Untersuchung
einzufühi-en, so dass sie nur combinirbar sind und in den verschiedenen
Combinationen mit wechselnder Intensität auftreten können.
Demgemäß sind die Bewusstseinsinhalte überhaupt und
die empirisch einfachen Bewusstseinsinhalte insbesondere
als Combinationen von intensiv abstufbaren und qualitativ
schlechthin verschiedenen Elementen aufzufassen und es
sind ihre Beziehungen aus den Gesetzmäßigkeiten, von
welchen die Combinationen beherrscht werden, abzuleiten.
Es ist daher, wenn der Bewusstseinsinhalt Ä der Annahme nach
aus den n Elementen %, by, c^ . . . besteht,
A = [a^, hy, c- . . .]
zu setzen, wo n jeden positiven ganzzahhgen Werth annehmen kann
und die Anordnung der Elemente innerhalb der Klammem keine Be-
deutung hat, da %, hy, c~ . . . beziehungslos sind und lediglich ihr
Zusammensein in Betracht kommt. Gribt es nun keine, aus den Ele-
menten ttj., by, Cg . . . herstellbare Combination, die nicht alle n Ele-
mente aufweist und dennoch ohne die übrigen, für sich allein, als
Bewusstseinsinhalt erlebt wird, so ist Ä ein einfacher Bewusst-
seinsinhalt, anderenfalls ist A zusammengesetzt. Da aber jede
für sich erfassbare Combination von Elementen durch Klammem
kenntlich gemacht werden kann, so lässt sich der einfache Bewusst-
seinsinhalt vom zusammengesetzten auch in der Form der Darstellung
unterscheiden.
Es ist somit beispielsweise bei Beschränkung auf nur drei Ele-
mente
einfach, während die Bewusstseinsinhalte
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Wnndt, Philos. Studien. XX. 10