Page 15 - bildungswerkstatt6_August_2022.indd
P. 15
Kurzinterview mit Dr. Petra Adamaszek
(Leiterin Kinderlabor und Projekt „Informatik, fertig, los“)
Wie entstand das Projekt „Informatik, fertig,
los“?
Unsere Organisation Kinderlabor (Programmie-
ren und Experimentieren in Kindergarten und
Primarschule) gibt es seit 2009. Wir sind mit der
ersten Informatik-Kiste „Programmieren von klein
auf“ 2015 für den Zyklus 1 gestartet. Aufgrund
der grossen Nachfrage seitens der Lehrperso-
nen haben wir nun einen «Nachfolger» für die 3.
und 4. Klasse im Zyklus 2 entwickelt: Die Kiste
«Informatik, fertig, los» kann ebenfalls über ei-
nen (nahezu) kostenlosen Versand- und Verleih- Lehrplan 21 für die 1. Hälfte des Zyklus 2 keine
service bestellt und ausgeliehen werden. Damit Inhalte für «Informatik» enthält. Ausserdem führt
leisten wir einen Beitrag dazu, Informatikunter- die Einordnung in das Modul « Medien und Infor-
richt durchgängig vom Kindergarten bis zur Ma- matik« (MI) dazu, dass es keine saubere Tren-
tura anzubieten (Stichwort „Spiralcurriculum“). nung zwischen Informatik- und Medienbildung
Beide Informatik-Kisten kommen ohne Computer gibt, und dass letztere in den Zyklen 1 und 2 im
aus: die Informatik ist nicht die Wissenschaft der Vordergrund steht. Themen wie das Abspeichern
Computer, sondern lehrt uns, wie wir Informatio- von Dateien oder das Suchen im Internet sind
nen systematisch verarbeiten können – mit oder wichtig. Allerdings haben sie mit Informatik we-
ohne Computer. Man muss kein «Computer- nig zu tun. Auch wer lernt, einen Taschenrech-
freak» sein, um Informatik zu verstehen. Durch ner zu benutzen, beherrscht deshalb noch keine
diesen Ansatz erreichen wir auch Lehrpersonen, Mathematik. Die Informatik ist wie die Mathema-
die wenige oder gar keine Vorkenntnisse in Infor- tik ein Grundlagenfach, mit vielen spannenden
matik mitbringen. Konzepten, die bereits im Zyklus 1 altersgerecht
eingeführt und im Zyklus 2 vertieft werden. Ein
Stichwort « Spiralcurricula für den Informati- erfolgreiches Spiralcurriculum für den Informati-
kunterricht» - Welches sind die grössten Her- kunterricht erfordert, dass auch Informatik drin
ausforderungen? ist, wo Informatik draufsteht.
Beim „Spiralcurriculum“ werden fachliche Inhalte Wie profitieren die Schülerinnen und Schüler
im Lauf der Schulzeit immer wieder aufgegriffen davon?
und dabei jeweils altersgerecht behandelt. In der
nächsten Spirale können die Schülerinnen und Sie lernen spielerisch die «echte» Informatik ken-
Schüler so an bereits vorhandenes Wissen an- nen, und erfahren, dass es in der Informatik nicht
knüpfen. darum geht, wie man Computer und Programme
bedient. Sondern um die Grundlagen, die es uns
Informatik ist ein neues Schulfach, für das gera- überhaupt erst erlauben, den Computer heutzu-
de in der 3. Und 4. Klasse noch zu wenig Unter- tage so effektiv für uns arbeiten zu lassen.
richtsmaterial existiert. Ein Grund ist, dass der
bildungswerkstatt 15