Page 57 - Was Menschen wirklich wollen Lese-PDF für Biblets
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Vogelhuber, Scheelen – Was Menschen wirklich wollen
baren Job hat, mir zu erklären, warum ein Flug, der mich ins benach-
barte Ausland zu einem wichtigen Termin führen sollte, gecancelt
werden musste. Sie können sich vorstellen, dass der abgesagte Flug
für mich eine schwierige Situation herbeigeführt hat, musste ich doch
meinen Termin absagen und mühselig erklären, warum ich nicht er-
scheinen konnte. Letztendlich musste eine schwierige Entscheidung,
für die ein Vieraugengespräch unabdingbar war, verschoben werden.
Und natürlich gehen wichtige Gesprächspartner bei wichtigen Treffen
immer davon aus, man müsse alle Eventualitäten voraussehen und
einplanen ...
Ich bin also zu Hause, das Telefon klingelt ... „Hallöchen, Popöchen,
hier spricht Frau Meier“ – so will ich die Dame im Folgenden nennen
– „von der xy-Airline. Sie können sich denken, worum es geht, näm-
lich um Ihren stornierten Flug.“ Wenn Sie dieses Buch bis hierhin ge-
lesen haben und Ihre Menschenkenntnis gut ausgeprägt ist, wissen
Sie, dass ich eher zu den impulsiveren und extravertierten Menschen
gehöre. Zumindest wissen das meine Seminarteilnehmer, die mich ja
schon etwas länger erlebt haben ...
Gut und schön, mich brachte allein schon dieses entsetzliche „Hallö-
chen, Popöchen“ auf die berühmt-berüchtigte Palme. Das gab ich der
Dame auch wortreich zu verstehen, spätestens jetzt hätte sie in der
Lage sein müssen, meine Befindlichkeit und auch meine Reaktions-
beziehungsweise Verhaltensweise besser einzuschätzen. Stattdessen
wollte Frau Meier sich einfach nicht von ihrem lässig-lockeren Jargon
verabschieden, um mir dann in buntesten Farben zu erläutern, warum
jener Flug mehr oder weniger ausfallen musste. Fast dachte ich schon,
wir Passagiere seien an dem Ausfall schuld ...
Sie können sich vorstellen, dass das Gespräch zu keinem konstrukti-
ven Ergebnis geführt hat. Was ich erwartet hätte: ein sensibles und
feinfühligeres Eingehen auf meine Situation und Befindlichkeit, ein
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