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Vogelhuber, Scheelen – Was Menschen wirklich wollen

                     baren Job hat, mir zu erklären, warum ein Flug, der mich ins benach-
                     barte  Ausland zu einem  wichtigen  Termin führen sollte, gecancelt
                     werden musste. Sie können sich vorstellen, dass der abgesagte Flug
                     für mich eine schwierige Situation herbeigeführt hat, musste ich doch
                     meinen Termin absagen und mühselig erklären, warum ich nicht er-
                     scheinen konnte. Letztendlich musste eine schwierige Entscheidung,
                     für die ein Vieraugengespräch unabdingbar war, verschoben werden.
                     Und natürlich gehen wichtige Gesprächspartner bei wichtigen Treffen
                     immer davon aus, man müsse alle Eventualitäten voraussehen und
                     einplanen ...

                     Ich bin also zu Hause, das Telefon klingelt ... „Hallöchen, Popöchen,
                     hier spricht Frau Meier“ – so will ich die Dame im Folgenden nennen
                     – „von der xy-Airline. Sie können sich denken, worum es geht, näm-
                     lich um Ihren stornierten Flug.“ Wenn Sie dieses Buch bis hierhin ge-
                     lesen haben und Ihre Menschenkenntnis gut ausgeprägt ist, wissen
                     Sie, dass ich eher zu den impulsiveren und extravertierten Menschen
                     gehöre. Zumindest wissen das meine Seminarteilnehmer, die mich ja
                     schon etwas länger erlebt haben ...

                     Gut und schön, mich brachte allein schon dieses entsetzliche „Hallö-
                     chen, Popöchen“ auf die berühmt-berüchtigte Palme. Das gab ich der
                     Dame auch wortreich zu verstehen, spätestens jetzt hätte sie in der
                     Lage sein müssen, meine Befindlichkeit und auch meine Reaktions-
                     beziehungsweise Verhaltensweise besser einzuschätzen. Stattdessen
                     wollte Frau Meier sich einfach nicht von ihrem lässig-lockeren Jargon
                     verabschieden, um mir dann in buntesten Farben zu erläutern, warum
                     jener Flug mehr oder weniger ausfallen musste. Fast dachte ich schon,
                     wir Passagiere seien an dem Ausfall schuld ...


                     Sie können sich vorstellen, dass das Gespräch zu keinem konstrukti-
                     ven Ergebnis geführt hat. Was ich erwartet hätte: ein sensibles und
                     feinfühligeres Eingehen  auf meine Situation  und  Befindlichkeit,  ein


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