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Cuvée






                Wenn ein Weintrinker von einer Vermählung schwärmt, outet er sich nicht als Heiratsschwindler, sondern als
                großer Weinfreund von Weinen, die man als Cuvées bezeichnet.


                Nur zu oft begegnet man leider der Ansicht, dass ein großer Wein auch immer ein Wein aus nur einer Rebsorte
                sei. Ein reinsortiger Wein sei edler, gar ehrlicher hört man aus Überzeugung, obwohl selbst ein vermeintlich
                reinsortiger Riesling bis zu 15% Verschnitt haben darf.  .

                Vermählung oder Verschnitt: Was ist eine Cuvée?

                Lasst uns ein für alle Mal dem Irrglauben abschwören, eine Cuvée, also die Vermählung von Grundweinen
                verschiedener Rebsorten zu einem Wein, sei ein Verschnitt, ein ehrrühriges Vermischen oder gar Panschen.
                Ganz im Gegenteil, unter den Weinen mit dem international besten Ruf nehmen Cuvées einen prominenten
                Platz ein: Jeder Bordeaux ist eine Cuvée, jeder Châteauneuf-du-Pape ebenso und auch die vergleichsweise
                moderne Erscheinung eines „Supertoskaner“ wird aus verschiedenen Rebsorten kreiert.

                Vielleicht liegt es an der missverständlichen Übersetzung des französischen Begriffes Cuvée als „Verschnitt“,
                was eher an Rest oder gar Abfall denken lässt, wenn man den weinbautechnischen Terminus nicht kennt.
                Die Franzosen verstehen darunter eine „Vermählung“, also das harmonische Zusammenführen von mehreren
                Weinen zu einem besseren. Von der Grundüberlegung eigentlich mehr als sinnvoll. Eine Rebsorte liefert eine
                besonders gute Aromatik, eine andere hat die bessere Säure und eine dritte sorgt für kräftige Struktur und eine
                satte Farbe. So ungefähr könnte der Ehevertrag für einen Cuveè sein. Und wer möchte bestreiten, dass hier ein
                Spitzenweine allerbester Güte entstehen kann?


                Im Übrigen gibt es die Cuvée nicht nur in der „stillen Weinwelt“. Auch ein prickelnder Champagner ist gleichfalls
                eine Cuvée, die sich aus bis zu fünf unterschiedlichen Rebsorten zusammensetzt. Aber das Prinzip ist auch
                Spirituosenfreunden bekannt: Ein „Blended Scotch“ wird gleichfalls aus mehreren Whiskys vermählt. Und beim
                Cognac redet man von einer Assemblage, wenn man unterschiedliche Destillate zusammenführt.


                Was den Stellenwert einer Cuvée oder eines Blends auch verdeutlicht, ist der große Respekt, den man jenen
                Personen entgegenbringt, welche die Komposition vornehmen, denn die Kenntnisse und sensorischen Fähig-
                keiten, die man benötigt, um es gut zu machen, erfordern jahrelange Erfahrung. Warum sollte man dem
                Kellermeister und seiner Cuvée diese Ehre vorenthalten?
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