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AKTUELL INTERVIEW
„Viele lassen sich zu viel gefallen“
Im Gespräch mit Willy Schnieders, Bundesvorsitzender der Kraftfahrergewerkschaft KFG,
und Franz-Xaver Winklhofer, stellvertretender Vorsitzender und Pressesprecher der KFG
Willy Schnieders (l.) und
Franz Xaver Winklhofer im
Gespräch mit dem TRUCKER
Jan Burgdorf
©
TRUCKER: Die KFG macht sich stark Franz Xaver Winklhofer: Problema-
dafür, dass die 45-stündige Wo- tisch wird es auch, wenn die zuneh-
chenruhezeit nicht im LKW ver- mende Anzahl von Fahrerinnen keinen
bracht werden darf. Nach unseren ordentlichen Parkplatz oder Rasthof
Erhebungen gehen damit nicht alle findet und ihre Ruhezeit allein irgend-
Fahrer konform. Sie wollen die freie wo am Waldrand verbringt. Das kann
Entscheidung. Wie stehen Sie dazu? gerade für Frauen gefährlich werden.
Willy Schnieders: Es erstaunt mich, Die Würde des Menschen ist laut
dass manche Fahrer ihre Ruhezeit lie- Grundgesetz unantastbar – auch die
ber im Fahrerhaus verbringen. Eine der Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen.
echte Erholung ist im Lkw nicht mög- Lkw-Fahrer werden vom
lich. Viele osteuropäische Fahrer hau- TRUCKER: Entsprechend unserer Arbeitgeber als
sen monatelang im Truck, weil es für Nachfrage bei Polizei und BAG wä-
die Unternehmer billiger ist. Das ist ren gar nicht ausreichend Beamte Wachpersonal missbraucht.
menschenunwürdig. Arbeitgeber nut- vorhanden, um ein Verbot der
zen die Bereitschaft der Fahrer aus und Wochenruhezeit zu kontrollieren. Willy Schnieders ist
zweckentfremden sie. Sie werden als Was also brächte ein Vorstoß der Bundesvorsitzender der Kraftfahrergewerkschaft KFG
Wachpersonal missbraucht, müssen Bundesregierung nach Vorbild von
be- und entladen. Ruhezeiten sollen Frankreich oder Belgien?
zur freien Verfügung sein, damit sich Winklhofer: Wir sehen da Bund und
der Fahrer erholen kann. Das dient Länder klar in der Pflicht. Wenn ein
auch der Sicherheit im Straßenverkehr. Gesetz erlassen wird, muss es auch
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