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„Für mich wäre es höchste
Zeit, dass endlich mal mehr für
uns Fahrer getan wird. Aber
das Problem sehe ich darin,
dass du selbst in einer großen
Spedition nicht mal fünf Leute
unter einen Hut bekommen
würdest. Jeder sieht seine
Probleme woanders und wir
haben natürlich auch keine
Zeit, uns untereinander abzu-
„JEMAND MÜSSTE SICH sprechen oder eine gemeinsa-
„Eine Gewerkschaft wäre schon FÜR UNS EINSETZEN“ me Linie zu finden. Ich fahre
echt sinnvoll. Allerdings bin ich Lutz Handrack (39) jetzt seit 1980. Damals in
noch nie angesprochen worden. aus München den Achtzigern
Wir brauchen einen Berufsver- gab es mal ein „DU KRIEGST DIE LEUTE
band, weil gegen uns halt seitens Aufmucken. NICHT UNTER EINEN HUT“
BAG und Polizei vorgegangen wird, obwohl wir ja oft am Limit fahren, Seitdem habe
weil das der Chef so will. Und der kann ja auch nicht anders, wenn er ich nie mehr et- Robert Major (58)
gegen die Billigkonkurrenz mithalten kann. Es wäre echt nötig, dass was mitbekom- aus Künzelsau
sich mal jemand für uns einsetzt!“ men von einer
Gewerkschaft.“
„Ich kenne Gewerkschaften „Ich wüsste eigentlich nicht,
noch aus meinem Job vor was mir eine Gewerkschaft
der Lkw-Fahrerei. Damals bringen sollte. Bei mir läuft
fand ich das prima, was die alles ganz gut im Betrieb.
Gewerkschaft alles erreicht Die Arbeitszeiten passen,
hat. Ich habe mich auch das Geld stimmt auch. Für
schon mal informiert, aber die großen Probleme wie
bei uns stimmen einfach Lohndumping und Park-
die politischen Bedingun- platznot brauchen wir die
gen nicht. Klar, da könnte Politik – und eher keine Ge-
eine Gewerkschaft sicher werkschaft.“
etwas erreichen. Weil wir
so wirklich ganz alleine da-
stehen.“
„WIR STEHEN WIRKLICH „WIR BRAUCHEN EHER
GANZ ALLEINE DA“ DIE POLITIKER“
Selami Sönmer (48) Anton Krahmüller (28)
aus Ludwigsburg aus Erding
„Ich fahre zwar noch nicht
so lang, aber ich habe bisher
noch nie etwas von einer
Gewerkschaft gehört. Bei
mir klappt aber auch alles im
Job, wir sind ein kleines Unter-
nehmen, bei dem wir alles
untereinander regeln können.
Trotzdem glaube ich, dass vie-
le Kollegen, besonders bei gro-
ßen Speditionen, wirklich Hilfe
gebrauchen könnten.“
„SIE SIND ZU TRÄGE FÜR
UNSERE BRANCHE“
Mike Baumheckel (25) „Ich habe vor einiger Zeit mal ver-
aus Bad Wörrishofen sucht, mich bei Verdi zu engagie-
ren. Abgeschreckt hat es mich,
„IN GROSSBETRIEBEN als ich gesehen habe, was Verdi in
WÄREN SIE WOHL NÖTIG“ anderen ähnlichen Berufszweigen anrichtet. Da wurden dann Dinge
Slobodan Vasbe (23) durchgesetzt, wie etwa ein Verbot freiwilliger Sonntagsarbeit. Da war
aus Moosinning für mich klar, dass die für unsere Branche viel zu träge sind. Denn Tarif-
verträge und Arbeitszeitregelungen für Lkw-Fahrer müssten ganz an-
ders angegangen werden als in anderen Branchen.“