Page 132 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
P. 132

Asche befreit. Eine Stunde brennt das Holz, dann ist die Temperatur von 250 Grad Celsius erreicht.















































  Die  Stiftsmühle  vermahlt  ihren  Roggen  selbst  in  mehreren  Durchgängen:  Franz  Grabmer  arbeitet  mit  einer
  Kombination aus drei Mühlsteinen mit Siebmaschinen.

     Wie weit in die Geschichte zurück führt nun dieser Ofen? Viel weiter als ins frühe Mittelalter, wir
  dürfen in die Zeit der alten Ägypter, der Römer reisen. Dies ist der biblische Feuerofen, in den der
  König von Babel die drei Jünglinge werfen ließ, es ist der Ofen aus dem Märchen „Frau Holle“, aus
  dem das Brot ruft: „Ach bitte, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich! Ich bin schon längst
  fertig gebacken.“
     All diese Öfen funktionierten nach demselben Prinzip wie der, den Mittermair benutzt: In einem
  ummauerten Raum wird ein Feuer entfacht, die Steine nehmen die Hitze auf. Das Element Feuer liefert

  die Kraft, die ins Brot übergeht, Luft, vom Meister gezielt zugeführt, steuert den Brennvorgang. Aus
  dem Getreide, das aus der Erde wuchs, dessen Ähren sich im Wind wiegten, wird Mehl. Mehl, Salz
  und Wasser sind die Bestandteile des Natursauerteigbrotes, das in den vom Feuer erwärmten Ofen
  wandert. Alle vier Elemente sind beteiligt, sie vereinen sich in unserem Grundnahrungsmittel, dem
  „täglichen Brot“.
     Das Wasser erfüllt in der Stiftsbäckerei auch noch eine andere Funktion: Energielieferant für die
  Mühle. Allerdings setzt das Mühlrad nicht wie in vorindustrieller Zeit den Mühlstein in Bewegung, es
  liefert elektrische Energie – genug für die Mühle, die Bäckerei und 20 Haushalte. Dass sich das Rad
  seit  2006  wieder  dreht,  ist  Franz  Grabmer  zu  verdanken,  der  auch  die  Mühle  ausbaute:  Seit  2010
  vermahlt die Stiftsbäckerei den Roggen selbst und nutzt ein von Grabmer entworfenes System: „Wenn
  man in einem Durchgang vermahlt“, sagt er, „erwärmt sich das Mahlgut und wertvolle Inhaltsstoffe
  gehen  verloren.  Deshalb  arbeiten  wir  hier  mit  einer  Kombination  aus  drei  Mühlsteinen  mit
  Siebmaschinen. Das ist schonender, was gröber ist, kommt in die nächste Mühle.“
   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137