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sonen und leiden darunter nicht zu wissen wel-

                ches  Leben  dieser  Persönlichkeiten  ihr  Wirkli-
                ches  ist.  Alle  Erinnerungen  daran  sind  ständig
                präsent  und  in  ihren  Träumen  setzten  sich  die
                Lebensgeschichten fort. Habe ich das so richtig
                wiedergegeben?  Ich  bestätigte  das,  angenehm

                überrascht weil er genau auf den Punkt kam und
                sich nicht in Details verlor. Erzählen sie mir et-
                was aus ihrer Jugend in Dorsten damit ich mir
                auch davon ein Bild machen kann. Ich begann
                meine Erzählung mit dem Hinweis darauf, dass

                ich immer noch keine vollständigen Erinnerun-
                gen an diese Zeit hätte.



                Die  erste  eigene  Wohnung  meiner  Eltern  in
                Dorsten befand sich in einem Mehrfamilienhaus
                Baujahr  1901,  unterm  Dach,  etwas  knapp  be-

                messen aber es ging. Kein Badezimmer. Keine
                Heizung. Etagentoilette geteilt mit der Nachba-
                rin Frau Köhler. Wer hatte 1946 schon ein Bade-
                zimmer oder eine eigene Toilette? Die meisten
                Familien mussten in den Garten aufs Plumpsklo

                gehen.  Die  Wohnung  in  der  Rudolf-Virchow-
                Straße war aber nur eine vorrübergehende An-
                gelegenheit.  Nachdem  die  Rheinstahl-Siedlung
                gebaut worden war bekamen wir dort eine neue



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