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der nutzten    aber die  Gestelle  zum  Aufhängen

                von  Schaukeln.  Fast  alle  Männer  der  Siedlung
                arbeiteten auf der Rheinstahl Zeche. Man kann-
                te  sich.  Es  war  fast  so  wie  früher  im  Dorf.
                Nichts  blieb  verborgen.  Der  Einkauf  war  eine
                Informations-veranstaltung, es wurde getratscht

                ohne Ende. Es gab ja auch genug Themen. Wel-
                che Nachbarin Preludin zum Abnehmen nahm,
                untreu war oder zu Hause vom Mann verprügelt
                wurde,  wer  welche  Neuanschaffungen  vorwei-
                sen konnte. Die  Männer  hatten  viel  erlebt  und

                die Arbeit unter Tage war hart. Fast alle mach-
                ten Überstunden und Schulden. Je nach Veranla-
                gung  der  Partner  ging  es  in  mancher  Familie
                manchmal ganz handfest zur Sache. Da konnten
                auch  schon  mal  Dinge  aus  dem  geschlossenen

                Fenster fliegen. Jeden Monat gab es zwei kriti-
                sche  Tage.  Lohn  und  Restlohn  genannt.  Erster
                war  die  normale  Lohnauszahlung,  zweiter  war
                die Aufrechnung von Schichtzulagen und Mehr-

                arbeit. Ausgezahlt wurde bar. In Lohntüte. Ge-
                genüber  vom  Zecheneingang,  auf  der    gegen-
                überliegenden  Seite  der  Zechenstraße,  gab  es
                eine  Gaststätte  mit  dem  Namen  „Berggeist“.
                Einige Bergmänner konnten dem Zauber dieses
                Geistes  nicht  widerstehen. „Komm  wir  trinken

                noch ein Bier, bevor wir heimgehen.“ „Ach lass,


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