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sen? Für mich gab es gar keine andere Möglich-

                keit,  erklärte  ich  ihm,  ich  bin  nie  einer  Sache
                aus dem Weg gegangen, habe nie ein begonne-
                nes Buch zur Seite gelegt. Wenn meine Grenzen
                verletzt  werden  mache  ich  unbeirrt  weiter  und
                wende mich erst ab wenn ich eine Sache abge-

                schlossen  hatte,  dann  allerdings  endgültig.  Sie
                könnten mir mit der Lebensweisheit widerspre-
                chen das man so etwas nicht durchhält. Ich habe
                es  aber  sehr  wohl  durchgehalten.  Ich  möchte
                gern von ihnen Wissen welche Wünsche sie als

                Kind und Heranwachsender hatten, wie sie heu-
                te dazu stehen und ob sie noch Wünsche haben,
                sagte  Herr  Berger, das gilt  für  alle  Persönlich-
                keiten in ihnen. Das wäre ein wichtiges Thema
                für die nächste Therapiestunde.


                Wünsche, so dachte ich mir, gibt es mit unter-
                schiedlichem  Gewicht.  Alltagswünsche  sind
                häufig,  federleicht  und  fast  sofort  wieder  ver-
                gessen wenn sie sich nicht augenblicklich erfül-
                len.  Der  Regen  soll  aufhören.  Etwas  länger

                schlafen  zu  dürfen.  Seltener  sind  die  Schwer-
                wiegenden, die bei Nichterfüllung einen bitteren
                Geschmack  hinterlassen,  wenn  man  sich  zum
                Beispiel wünscht die Mutter solle nicht sterben.
                Die wirklich wichtigen Wünsche liegen dazwi-




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