Page 129 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
P. 129
Bidonville Noisy le grand Frankreich 1955
Es ist eine Reise durch die reiche Vergangenheit an Wis-
sen und Überleben, aber speziell durch die vom Zweiten
Weltkrieg geprägte Armut der Nachkriegskinder. Wer
durch Noisy le grand marschierte, begegnete überall
extremer Armut, das war die Vierte Welt und das im
reichen Europa. Hier wohnten die sozial Schwächsten,
die von der verdammten Behördenwillkür Verfolgten,
wie viele aus Flüchtlingslagern in Syrien, sowie sonstige
Überlebende aus anderen Staaten und sogar aus Frank-
reich selbst! Es war eine sehr harte Zeit, rein, um zu
überleben und eine ganze Familie zu ernähren und dazu
war die Empfängnisverhütung in keiner Art und Weise
von der katholischen Kirche erlaubt und nur wenige
konnten es sich leisten. Noisy le grand wurde auf einer
Mülldeponie errichtet, aus Kriegsrückständen und sons-
tigem Müll gebaut; man ebnete das ganze Gelände pro-
visorisch und schüttete das Ganze mit lehmiger Erde zu.
Darauf entstanden dann die Zelte und später die Bidon-
villes, genannt Igloo. Als ich notgedrungen Anfangs 1960
das Armenviertel verlassen musste, war die Dunkelziffer
der Einwohner so um zwölftausend Personen angewach-
sen, aber das wird durch die französischen Behörden bis
heute geleugnet. Durch Francine de la Gorce, der ich
2006 im ATD-Hauptquartier wiederbegegnen durfte,
erfuhr ich noch Diverses, aber als ich ihr erläuterte, dass
ich ein Buch über mein Leben schreiben werde, da lud sie
uns schnell wieder aus; somit durften wir das verspro-
chene Mittagessen mit ihr nicht mehr einnehmen. Doch
zum Abschied wurden noch schnell einige Fotos von mir
129