Page 56 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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und  immer  wieder  fielen  neue  Arbeiten  an.  Die  Tenne
         und den Arbeitskeller auf Vordermann bringen, die Schif-
         fe  instand  halten  und  Zäune  reparieren,  sowie  den  Bo-
         den bewirtschaften für das Gemüse, ja wir waren Gottes
         Knechte  für  die  Heiligkeit.  Im  Sommer  musste  wir  Fi-
         schen,  damit  die    Pfarrfamilie  immer  frischen  Fisch  auf
         dem Tisch hatte, dafür gab es als Belohnung keinen Ab-
         wasch, aber immer den Druck das Soll erfüllen zu müs-
         sen,  das  auf  uns  lastete.  Wir  waren  ausgezeichnete  Fi-
         scher und brachten Eimerweise Fisch mit, bis wir endlich
         unsere innere Ruhe fanden, uns auch ein wenig auf die
         Natur  konzentrieren  konnten,  um  Sie  in  uns  aufzuneh-
         men zu dürfen. Aber den ersten Barsch erwischte ich mit
         einem  selbst  gebastelten  Angelhacken,  den  ich  aus  ei-
         nem Nagel angefertigt hatte, zurecht schliff und krümm-
         te, bis er wie ein Angel aussah, das ganze rundete eine
         alte Schnur ab, einen Wurm und ab ins Wasser, fünf Mi-
         nuten später war ein Kapitaler Barsch dran, leider aber
         auch  plötzlich  der  Fischereiaufseher.  Der  Barsch  zeigte
         sich  sogleich  von  seiner  professionellen  Seite,  natürlich
         als  gelernter  Rückenschwimmer.  Dem  Aufseher  gefiel
         das  ungemein,  dadurch  mussten  wir  sofort  ein  Patent
         lösen,  dennoch  konnte  er  ein  Schmunzeln  nicht  unter-
         binden, bei einem so kapitalen Fang und ließ als Dank für
         unser  sofortiges Einsehen,  eine  liebevolle  Tirade erklin-
         gen, in allen Klangvarianten. Dafür konnten wir uns dann
         endlich unsere lang ersehnten Fischerutensilien in Zürich
         holen, damit wir nicht andauernd mit dem Gesetz in Kon-
         flikt  gerieten.  Aber  es  gab  auch  eine  sehr  lustige  Ge-
         schichte,  ich  befischte  den  fremden  See  mit  einer  Zür-
         cher Nummer, aber als ich einen kapitalen Hecht heraus-
         holte, wurde ich dabei beobachtet und von der Seepoli-



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