Page 9 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Die Reise in eine ungewisse Zukunft

          Dieses  Buch  ist  auch  all  jenen  gewidmet,  die  nie  eine
          Chance  bekamen,  diesem  Elend  zu  entrinnen,  und  bis
          zum Heute um Liebe, Achtung und Anerkennung kämp-
          fen müssen, national, international.
          Ich mag mich noch erinnern bis in den Mutterbauch. Es
          war so schön warm, und irgendwie spürte ich schon da-
          mals, dass ich an einem falschen Ort zur Welt kam. Schon
          als Baby wollte ich nicht diesen Strapazen und der Will-
          kür,  dieser  unerbittlichen  kalten  Welt  begegnen  oder
          ausgesetzt werden. Leider kam es noch viel frustrieren-
          der. Es gab einen Knall auf den Po und mich fror elend, ja
          ich  weinte  herzerbarmend.  Später  beim  Wiedersehen
          mit  meiner  Maman  erfuhr  ich,  als  sie  schwanger  war,
          dass  sie Tuberkulose  hatte  und  es mir  im  Mutterbauch
          übertragen  hatte.  Nachher  kommt  mir  die  Erinnerung,
          dass ich es im Winter im Zelt so kalt hatte, dass ich oft im
          Geschützten  blieb,  neben  dem  Ofen,  der  ein  wenig
          Wärme  spendete,  solange  es  Holz  hatte,  siehe  Kind  im
          Zelt. Als Kleinkind hatte ich von meiner Mama den Auf-
          trag,  dass  der  Ofen  immer  brennen  sollte,  indem  ich
          dauernd  Feuerholz  nachlegte,  denn  alle  waren  viel  un-
          terwegs. Aber wie konnte ein Kleinkind stundenlang auf
          der Lauer liegen, nur dass es warm bleibt im Zelt? Und
          eines  Tages  sah  ich  überall,  dass  wunderschöne  Igloo
          (Zementhütten mit Wellblechdächern ohne Heizung und
          Wasser)  gebaut  wurden.  Ich  fragte  dazumal:  Maman,
          wann dürfen wir in so ein schönes Haus rein? Im Zelt ist
          es  immer  so  kalt,  oft  nass  und  windig.  Meine  Maman
          vertröstete  mich  und  sagte  ganz  liebevoll:  Bald,  mein
          Liebling. Ich saß eine ganze Weile auf ihrem Schoss und



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