Page 496 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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484 ^- Weygandt.
Fällen zur Reproduction gelangenden Beziehungen erhellt besonders
deutlich, mit wie unzulänglichen Mitteln unsere Bemühungen, die
reproducirten Träume in ihrem Zusammenhang erklären zu können,
stets zu rechnen haben. Zugleich müssen wir nach dieser Richtung
die psychologische Erklärung der bei manchen Greisteskranken, ins-
besondere bei Katatonikern , vorkommenden Erscheinung der In-
cohärenz suchen, bei der im Gegensatz zur Ideenflucht auch nicht
einmal der lockerste Zusammenhang zwischen zwei aufeinanderfolgen-
den Vorstellungen zu erkennen ist.
Bei einer großen Anzahl der Autoren, die sich mit dem Problem
der successiven Associationen befassen, ist besonders der Mangel zu
bedauern, dass sie die Verhältnisse der complexen Vorstellungen zu
wenig berücksichtigen. Gerade die Bequemlichkeit der experimen-
tellen Untersuchung der successiven Associationen verleitet zur Außer-
achtlassung jener verwickeiteren Verhältnisse. Marbe^) hat zweifellos
Recht, wenn er behauptet: »der Fall, dass sich an das gehörte Wort
eine Bedeutungsvorstellung anreiht, diese eine andere Vorstellung
associirt und dann letztere von der Versuchsperson benannt wird, ist
jedenfalls nicht der gewöhnliche«.
Es sollte vielmehr davon ausgegangen werden, ob beim Auftreten
des reproducirenden Elements die zunächst im Vordergrund stehende
Vorstellung sich erst zu einer Comphcation umgestaltet, ehe ein re-
producirtes Element auftritt, oder ob letzteres sich sofort an den
ersten Vorstellungsbestandtheil des reproducirenden Elements an-
schließt. Den erstem Fall, den wir als successive Association erster
Ordnung bezeichnen können, finden wir bei WahrnehmungsvorStellungen
am deutlichsten. Typische Beispiele dafür geben die Klangassocia-
tionen ab, die bei manchen Geisteskranken, in Ermüdungszuständen,
auch unter Alcohol- oder Hungerwirkung vorkommen. Hier handelt
es sich um das Auftreten des reproducirten Elements lediglich im
Anschluss an die wahrgenommene akustische Wortvorstellung, ohne
Rücksicht auf die Bedeutung. Schwieriger ist die Beobachtung bei
optischen Vorstellungen. Vor allem aber lässt sich eine derartige
associative Verbindung erster Ordnung nur von dem Beobachter selbst
bei sich feststellen, wenn es sich bei dem reproducirenden Element
1) Experimentelle Untersuchungen über die psychologischen Grundlagen der
sprachlichen Analogiebildung. Leipzig 1901, bei Engelmann, S. 1.