Page 143 - Was will Gott_Neat
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disch, unkeusch, geizig, faul, hochmütig, ja ungläubig,
mit allen Lastern versehen und von unguter Art. Wenn
wir nun in Christi Reich kommen, soll das täglich ab-
nehmen, dass wir im Lauf der Zeit milder, geduldiger,
sanftmütiger werden, uns von Unglauben, Geiz, Hass,
Neid, Hoffart immer mehr lösen können.
Das ist der richtige Gebrauch der Taufe unter den
Christen, was die Wassertaufe betrifft. Wo das nun
nicht geht, sondern dem alten Menschen die Zügel
überlassen bleiben, dass er nur stärker wird, heißt das
nicht: die Taufe gebrauchen, sondern gegen die Taufe
streben. Denn die, die außerhalb Christi sind, können
nichts anderes tun, als täglich böser werden, wie auch
das Sprichwort lautet und was auch die Wahrheit ist:
immer je ärger, je länger, je böser. Ist einer vor einem
Jahre stolz und geizig gewesen, so ist er heute viel geizi-
ger und stolzer; die Untugend wächst also von Jugend
an mit ihm und entwickelt sich fort. Ein junges Kind
hat keine besondere Untugend an sich; wenn es aber
aufwächst, so wird es unzüchtig und unkeusch; kommt
es ins volle Mannesalter, so beginnen die richtigen Las-
ter erst, je länger umso mehr. So geht der alte Mensch
in seiner Natur ungehindert, wo man nicht durch die
Kraft der Taufe wehrt und dämpft; wiederum, wo je-
mand Christ geworden ist, nimmt er täglich ab, so lan-
ge, bis er ganz untergeht. Das heißt, richtig in die Taufe
gekrochen und täglich immer wieder neu angefangen.
Also soll das äußere Zeichen nicht nur kräftig wirken,
sondern auch etwas bedeuten. Wo nun der Glaube mit
seinen Früchten wächst, da ist es nicht nur eine lose
Deutung, sondern das Werk dabei; wo aber der Glaube
nicht aufgeht, da bleibt es nur ein unfruchtbares Zei-
chen.
Und hier siehst du, dass die Taufe mit ihrer Kraft
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