Page 138 - Was will Gott_Neat
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tur des Menschen bedenkt, er allen Grund zu zweifeln
hat, ob es wahr sein kann. Denn stelle dir vor, es gäbe ei-
nen Arzt, der die Kunst beherrscht, dass die Leute nicht
sterben brauchen oder, wenn sie schon sterben müssen,
dass sie danach ewig leben würden, wie würde die Welt
mit allem Geld zu ihm laufen. Nun aber wird hier in
der Taufe einem jeden ganz umsonst ein solcher Schatz
und solch eine Arznei vor die Füße gelegt, die den Tod
verschlingt und alle Menschen am Leben erhält.
So muss man die Taufe ansehen und sich zum Nut-
zen machen, dass wir uns darin stärken und trösten,
wenn uns unsere Sünde oder unser Gewissen belastet,
und sagen: Ich bin doch getauft; bin ich aber getauft,
so ist mir zugesagt, ich solle selig sein und das ewige Le-
ben haben, sowohl an der Seele als auch am Leib. Denn
darum geschieht es in der Taufe, dass der Leib begossen
wird, welcher nicht mehr erfassen kann als das Wasser,
und dazu das Wort gesprochen wird, das die Seele auch
erfassen kann. Weil nun beides, Wasser und Wort, eine
Taufe ist, so muss auch beides, Leib und Seele, selig wer-
den und ewig leben. Die Seele durch das Wort, woran
sie glaubt, der Leib aber, weil er mit der Seele vereinigt
ist und die Taufe auch ergreift, wie er sie ergreifen kann.
Darum haben wir an unserm Leibe und an der See-
le keinen größeren Schatz; dadurch werden wir heilig
und selig, was sonst kein Leben, kein Werk auf Erden
geben kann. Das ist nun genug von Wesen, Nutzen und
Brauch der Taufe.
Hier stellt sich nun eine Frage, mit der der Teufel
mithilfe seiner Rotten die Welt verwirrt, nämlich die
Kindertaufe: Glauben Kinder auch und ist es richtig,
dass sie getauft werden? Dazu sagen wir kurz: Wer
dumm ist, der gibt die Frage am besten an die Gelehr-
ten weiter, willst du aber antworten, so antworte so:
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