Page 42 - Was will Gott_Neat
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jedermann klagt, dass beide, Jung und Alt, wild und
unbändig sind, keine Scheu noch Ehre haben, sie tun
nichts, es sei denn, sie werden mit Schlägen getrieben,
und sie verleumden sich gegenseitig und machen ein-
ander schlecht, wo sie nur können. Darum straft Gott
sie auch, dass sie in alles mögliche Elend und in Not ge-
raten. Wenn die Eltern nichts können, erzieht ein Tor
den andern. Wie sie gelebt haben, so leben die Kinder
danach.
Das soll nun, so sage ich, das Erste und Wichtigste
sein, was uns zum Halten dieses Gebotes bewegen soll.
Hätten wir weder Vater noch Mutter, so sollten wir
Gott darum bitten, dass er uns wenigstens Steine geben
würde, damit wir diese dann Vater und Mutter nennen
könnten. Wie viel glücklicher sollten wir sein, weil er
uns lebendige Eltern gegeben hat, denen wir Ehre und
Gehorsam bezeugen, weil wir wissen, dass es der hohen
Majestät und allen Engeln so gefällt und alle Teufel ver-
drießt. Dazu ist es auch noch das höchste Werk, das
man tun kann, nach dem hohen Gottesdienst in den
vorigen Geboten gefasst. Es sind also Almosen geben
und alle anderen Werke gegenüber den Nächsten die-
sem Gebot nicht gleichgestellt. Denn Gott hat diesen
Stand nach oben gesetzt, ja an seiner statt auf Erden
gestellt. Solcher Wille Gottes und Gefallen soll uns
Grund und Anreiz genug sein, dass wir mit Willen und
Lust tun, was wir können.
Dazu sind wir es ja auch der Welt schuldig, für die
Wohltaten und alles Gute, was wir von den Eltern be-
kommen haben, dankbar zu sein. Aber da regiert aber-
mals der Teufel in der Welt, dass die Kinder die Eltern
vergessen, wie wir auch alle Gott vergessen, und nie-
mand denkt daran, wie uns Gott nährt, behütet und
schützt und soviel Gutes gibt an Leib und Seele. Beson-
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