Page 133 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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Kooperation und Solidarität im Tierreich
Getreideflächen, Erntearbeiten, intelligente Methoden bei der Pflege der
Eier und Larven, … und nicht zuletzt ihr Mut und übermäßiger Verstand, all
dieses ist ein natürliches Ergebnis aus ihrer gegenseitigen Hilfsbereitschaft
in diesem mühsamen und ermüdenden Leben. 132
In diesem Kapitel werden einige Beispiele für Opferbereitschaft und
Zusammenarbeit in Ameisenkolonien und Bienenstöcken aufgezeigt.
Einige Beispiele für Opferbereitschaft in
Ameisenkolonien
1. Eine der wichtigsten Besonderheiten von Ameisenkolonien besteht darin,
dass die Nahrung geteilt wird. Wenn sich zwei Ameisen aus einer Kolonie be-
gegnen und eine davon hungrig oder durstig ist, so bietet ihr die andere, die in
ihrem Schlund zerkaute oder halbverdaute Nahrung als Futter an. Und die
Ameise, welche die Nahrung in ihrem Schlund hatte, würde das Angebot nie-
mals zurücknehmen, sondern immer mit der anderen teilen. Auch die Larven
werden mit den Speisen gefüttert, welche die Ameisen in ihrem Schlund haben.
In den meisten Fällen legen sie für sich sogar weniger Nahrung zurück, als sie
den anderen anbieten. 133
2. Im Ameisenhaufen besteht eine perfekte Zusammenarbeit und jede ein-
zelne Ameise erfüllt ihre Aufgabe mit höchster Sorgfalt. Einige der Ameisen
fungiert als Türsteher. Diese Ameisen müssen den Eingang zum
Ameisenhaufen bewachen. Dieser darf nur von Ameisen aus der eigenen
Kolonie betreten werden, den anderen wird der Zugang verweigert. Die Köpfe
der Türsteherameisen sind genauso groß wie der Eingang und durch diese
Besonderheit ist die Tür verschlossen. Die Türsteher warten den gesamten Tag
bewegungslos vor dem Eingang. 134 Daher sind es auch die Türsteher, die sich
als erstes einem Feind in den Weg stellen müssen.
3. Ameisen teilen nicht nur die Nahrung aus ihrem Magen, sie versuchen
auch so vielen anderen wie möglich mitzuteilen, wo sie das Futter gefunden
haben. In diesem Verhalten kann man kein Anzeichen sehen, dass sie sich nur
für sich selber einsetzen. Wenn eine Ameise eine neue Nahrungsquelle gefun-
den hat, dann füllt sie damit ihren Schlund und kehrt zur Kolonie zurück. Bei
ihrer Rückkehr reibt sie ihren Bauch in kurzen Abständen über den Boden und
hinterlässt so eine chemische Botschaft. Doch das reicht noch nicht aus. Wenn
sie an den Ameisenhaufen zurückgekehrt ist, macht sie einen schnellen
Rundgang. Das wiederholt sie drei bis sechs Mal. Durch diese Bewegung er-
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