Page 135 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
P. 135
Kooperation und Solidarität im Tierreich
regt sie die Aufmerksamkeit der Mitbewohner. So folgen ihr die anderen, wenn
sie zu der frisch entdeckten Nahrungsquelle zurückkehrt.
4. Mit mittelgroßen Arbeiterameisen, die Blätter schneiden, sind den ge-
samten Tag damit beschäftigt Blätter zu tragen. Doch währenddessen sind sie
absolut schutzlos. Insbesondere einer ganz bestimmten Fliegenart gegenüber.
Diese Fliegenart legt ihre Eier in den Kopf der Ameise. Nachdem sich das Ei
im Körper der Ameise entwickelt hat, schlüpft die Larve und dringt bis in das
Gehirn des Wirtstieres vor, was dessen Tod bedeuten kann. Die
Arbeiterameisen können sich, während sie Blätter tragen, gegen diese Gefahr
nicht schützen Doch mit dieser Aufgabe sind andere betraut. Kleine Ameisen
aus derselben Kolonie setzen sich auf die Blätter und wenn eine Fliege angreift,
gehen die kleinen Beschützer auf dem Blatt zur Verteidigung über. 135
5. Einige Ameisen ernähren sich von zuckerhaltigem Pflanzensaft und daher
nennt man sie Honigtopfameisen. Die Honigtopfameisen transportieren die
süße Nahrung, die sie aus den Pflanzenblättern saugen, zu ihrem Bau und la-
gern ihn dort auf höchst erstaunliche Art und Weise. Einige junge Ameisen
betätigen sich als “lebendiges Vorratsglas”. Wenn die Arbeiter mit dem Honig
im Laib zum Bau zurückkehren, übergeben sie diesen in den Mund der jungen
Arbeiterameisen. Der untere Körperteil der Honigträgerbienen bläht sich auf
und wird zu einem Honigsack. Manchmal werden sie dabei so groß wie eine
Weintraube. 136 25-30 davon hängen sich mit den Füßen pro Zimmer von der
Decke und verharren in dieser Lage. Falls eine herunterfällt, wird sie von den
Arbeiterameisen sofort wieder in ihre vorherige Position gebracht. Der Honig
in ihren Bäuchen ist ungefähr acht Mal schwerer als ihr eigenes Körpergewicht.
Im Winter oder in Dürrezeiten besuchen die Arbeiter die Honiggefäße und
decken ihren täglichen Bedarf an Nahrung. Dazu pressen die beiden Ameisen
ihre Mäuler aufeinander und mit einer leichten Muskelbewegung lässt die
Ameise den Honig in das Maul der anderen tropfen. Zweifelsohne ist es un-
möglich, dass Ameisen ein solches Lagerungssystem aus freiem Willen ent-
wickelt haben. Noch dazu zeigt die Ameise, die als Aufbewahrung dient, große
Opferbereitschaft. Ein Gewicht, das acht Mal mehr ist als das eigene
Körpergewicht zu tragen und dabei verkehrt herum von der Decke zu hängen,
ist ein großes Opfer. Noch dazu erwarten sie dafür keine Gegenleistung. Mit
großer Geduld verharren sie in dieser Position und helfen somit jeder einzelnen
Ameise in der Kolonie, an Futter zu kommen. Es ist eine Tatsache, dass sich
weder diese Methode noch der dazugehörige Körperbau nicht durch Zufall ent-
wickelt haben können. Und über Generationen finden sich in jeder Kolonie er-
133