Page 98 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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SELBSTAUFOPFERUNG UND INTELLIGENTE VERHALTENSMUSTER BEI TIEREN
der Feind sich weit genug entfernt hat, hört das Vogelweibchen auf seine Rolle
zu spielen und fliegt in dem Moment davon, wenn der Angreifer es fast erwi-
scht hätte. Das “Schauspiel” ist normalerweise sehr überzeugend. Hunde,
Katzen, Schlangen und sogar andere Vögel fallen darauf rein. Viele Vögel, die
auf der Erde brüten, nutzen diese Taktik, um ihre Jungen zu beschützen. Wenn
eine Entemutter sich mit ihren Jungen einem Raubtier nähert, tut sie so, als
könnte sie nicht fliegen, stellt sich verletzt und spreizt ihre Flügel. Aber sie ach-
tet immer darauf, dass ein bestimmter Abstand zwischen ihr und dem Angreifer
bestehen bleibt. Wenn sich der Feind von den Jungen, die sich am Ufer ver-
steckt halten, ausreichend entfernt hat, fliegt die Entenmutter sofort los und
kehrt in die Nähe ihrer Kleinen zurück.
Bis heute konnten Wissenschaftler keine Erklärung für das Verhalten “ver-
letzter Vogel” finden. Kann sich ein Vogel ein solches Szenario ausdenken?
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Dafür braucht es eine höchst bewusste Existenz. “Täuschung” fordert Verstand
und Geschick. Außerdem muss ein Tier mutig und kaltblütig sein, damit es sich
selber so furchtlos einem Feind entgegen setzen und die Fährte auf sich ziehen
kann. Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass diese Vögel dieses Verhalten
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nicht von anderen abgeschaut haben. Diese Verteidigungstaktik und Fähigkeit
besitzen sie von Geburt an.
Einige Vögel simulieren eine Verletzung und ziehen so die Aufmerksamkeit von Feinden auf
sich selber, um ihre Jungen zu schützen. Und damit weisen sie eine große Opferbereitschaft auf,
da sie ihr eigenes Leben damit in Gefahr bringen.
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