Page 100 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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SELBSTAUFOPFERUNG UND INTELLIGENTE VERHALTENSMUSTER BEI TIEREN
dem Tod ins Auge.
Eines der kleinen Lebewesen, welches für seine Jungen den Tod in Kauf
nimmt, ist die Gitterwanze. Sie ist im Südosten der USA beheimatet und lebt in
einer Brennnesselart. Die weibliche Gitterwanze schützt sowohl ihre Eier als
auch ihre Larven “im Angesicht des Todes”. Der größte Feind der Larven ist die
Libelle. Diese fressen mit ihren scharfen und harten Kiefern, die wie Schnäbel
aussehen, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet die Larven auf. Das
Gitterwanzenweibchen hat keine Waffe, die sie ihnen entgegensetzen könnte.
Das einzige, was es tun kann, ist beständig mit den Flügeln zu schlagen und zu
versuchen die Libellen dadurch zu vertreiben, dass sie ihnen auf den Rücken
klettert.
Währenddessen benutzen die Larven die Blattstiele wie eine Autobahn, flie-
hen über den Stiel und verstecken sich in frischen, eingerollten Blättern. Wenn
die Mutter überlebt, beobachtet sie die Larven und bewacht das Blatt, in dem
sie sich verstecken. So schneidet sie mit großer Wahrscheinlichkeit dem Feind,
der sie verfolgt, den Weg ab. Manchmal gelingt es der Mutter die Libellen für
einen gewisse Zeit zu vertreiben. Dann kann sie verhindern, dass sich die
Larven unter einem ungeeigneten Blatt verstecken und dafür sorgen, dass sie
getarnt an einem sicheren Ort sind. Doch meist sterben die Mütter während
eines Libellenangriffs. Doch diese Opferbereitschaft verschafft den Larven Zeit
zu entkommen und sich zu verstecken. 95
Eine Gitterwanze, die ihre Larven gegen einen
Käferangriff verteidigt.
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