Page 97 - Untergegangene VölkerDie Unvernunft der Gottlosigkeit
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Die moralischen Werte der Ignoranz             95


             sunken ist, zeigt er eine natürliche Neigung, all das primitive
             Benehmen der Ignoranz an den Tag zu legen. Vorausgesetzt, es
             dient seinen Zwecken, scheut sich ein Mensch, der aus der ignoran-
             ten Gesellschaft kommt, nicht im geringsten zu lügen oder seine
             Habgier, Eifersucht oder Selbstsucht offen zu Tage treten zu lassen.
             Der Hauptgrund dafür, dass ein ignoranter Mensch sich zu solch
             verabscheuenswürdigem Benehmen hinreißen lässt, ist die
             Tatsache, dass er sich auf der Jagd nach weltlichem Gewinn all zu
             schnell von edlem und rechtschaffenem Verhalten abbringen lässt
             und sich die niederen Grundsätze der Ignoranz zu eigen macht.
               Wie alle anderen Charakteristiken der Ignoranz, werden die
             Mitglieder der Ignoranten Gesellschaft schon von früher Kindheit
             mit selbstsüchtigen Tendenzen vertraut gemacht, indem sie häufig
             Sprichwörter, wie »Jeder ist sich selbst der Nächste“ oder
             Redewendungen, wie »...sein Schäfchen ins Trockene bringen“,
             oder »Nach mir die Sintflut...“ zu hören bekommen. Mit solch
             einem  Ausblick gründen die ignoranten Leute ihre ethischen
             Richtlinien auf eine oberflächliche Denkweise, die vollends jegliche

             edle und tugendhafte Werte mangelt. Später im Leben entwickeln
             sie ’verbesserte’ Versionen dieses verabscheuenswürdigen
             Benehmens, dem an gedanklichem Ausmaß mangelt.
               Im Geschäftsleben z.B., zeigt ein Geschäftsführer, der seine
             Untergebenen stets schlecht behandelt und die Angestellten immer
             anbrüllt, wenn er  Anordnungen gibt, einen völlig anderen
             Charakter, wenn der Geschäftsinhaber ins Büro kommt. Wenn der
             Chef eintrifft, wird der Geschäftsführer plötzlich ein ’armer Kerl’,
             der bereit ist, dem Boss die Schuhe zu putzen und währenddessen
             ist er die Freundlichkeit in Person mit seinen Untergebenen. Er tut
             alles um dem Chef zu schmeicheln, und um das zu erreichen wagt
             er, unvorstellbare Dinge zu tun. Solche Leute riskieren es gewiss, in
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